Pferde-OP-Versicherung: Werden die Kosten für eine Standnarkose übernommen?
14 Sept 2025
Katrin Straub
Geschäftsführerin bei nextsure
Eine Operation am Pferd ist für jeden Besitzer eine emotionale und finanzielle Belastung. Doch was passiert, wenn der Eingriff unter Standnarkose stattfindet? Wir klären auf, ob Ihre Pferde-OP-Versicherung die Kosten für eine Standnarkose abdeckt und worauf Sie im Kleingedruckten achten müssen.
The topic in brief and concise terms
Moderne Pferde-OP-Versicherungen decken in der Regel sowohl Stand- als auch Vollnarkosen ab, eine explizite Prüfung der Vertragsklauseln ist jedoch entscheidend.
Die Kosten für eine Standnarkose sind oft um bis zu 30 Prozent geringer als bei einer Vollnarkose, können aber dennoch schnell vierstellige Beträge erreichen.
Achten Sie bei der Tarifwahl auf die Höhe des erstatteten GOT-Satzes (mindestens zweifach) und eine ausreichende Deckung der Nachsorge von mindestens sieben bis zehn Tagen.
Die moderne Tiermedizin ermöglicht immer mehr Eingriffe am stehenden Pferd, was die Risiken einer Vollnarkose oft um mehr als die Hälfte reduziert. Viele Pferdebesitzer fragen sich jedoch, ob ihre Pferde-OP-Versicherung bei einer Standnarkose abgedeckt ist. Die Antwort ist entscheidend, denn die Kosten für Operation, Anästhesie und Nachsorge können schnell mehrere tausend Euro betragen. Dieser Artikel beleuchtet die entscheidenden Unterschiede in den Versicherungstarifen, erklärt die medizinischen Hintergründe und gibt Ihnen konkrete Handlungsempfehlungen, damit Sie im Ernstfall die bestmögliche und finanziell abgesicherte Entscheidung für Ihr Pferd treffen können.
Risiken und Kosten: Standnarkose versus Vollnarkose
Eine Standnarkose kombiniert Beruhigungsmittel mit einer lokalen Betäubung, sodass das Pferd während des Eingriffs wach bleibt. Diese Methode reduziert das Narkoserisiko erheblich, da Kreislauf und Atmung weniger belastet werden als bei einer Vollnarkose. Statistisch gesehen überlebt etwa eines von einhundert Pferden eine Vollnarkose nicht, was die Vorteile der Standnarkose unterstreicht. Typische Eingriffe wie Zahnextraktionen oder die Versorgung von Wunden kosten unter Standnarkose oft zwischen 300 und 800 Euro. Eine Vollnarkose ist mit einem höheren Aufwand für Personal und Überwachung verbunden, was die Kosten schnell um 30 Prozent oder mehr steigern kann. Die Wahl der Narkosemethode beeinflusst die Gesamtkosten einer Operation um bis zu 1.500 Euro. Die Entscheidung hängt jedoch immer vom individuellen Eingriff und der Konstitution des Pferdes ab, wie es die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) berücksichtigt. Die genaue Kenntnis dieser Unterschiede ist der erste Schritt zur Wahl der richtigen Pferdekrankenversicherung.
Leistungscheck: Deckt Ihr Tarif die Standnarkose ab?
Die gute Nachricht ist, dass die meisten modernen Pferde-OP-Versicherungen Eingriffe unter Standnarkose einschließen. Günstige Basistarife ab etwa 22 Euro pro Monat decken oft nur einen Katalog spezifischer Operationen ab, bei denen die Standnarkose aber meist inkludiert ist. Premium-Tarife für über 50 Euro monatlich gehen einen Schritt weiter und versichern in der Regel alle medizinisch notwendigen Operationen, unabhängig von der Narkoseart. Entscheidend ist die Formulierung in den Versicherungsbedingungen: Suchen Sie nach der Klausel „Operationen unter Stand- oder Vollnarkose“. Fehlt dieser Zusatz, könnten Sie auf den Kosten sitzen bleiben. Ein Beispiel: Eine Griffelbeinfraktur kann oft im Stehen operiert werden, die Kosten von rund 1.200 Euro übernimmt ein guter Tarif vollständig. Ein veralteter Vertrag ohne Standnarkose-Klausel würde hier möglicherweise nicht leisten. Ein genauer Vergleich von OP- und Krankenversicherungen ist daher unerlässlich.
Vertragsdetails analysieren: Worauf es im Kleingedruckten ankommt
Der Teufel steckt im Detail der Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB). Die Definition einer „versicherten Operation“ ist hier der zentrale Punkt. Einige Versicherer definieren eine Operation als einen Eingriff, der zwingend eine Narkose erfordert. Hier muss explizit erwähnt sein, dass sowohl Stand- als auch Vollnarkose akzeptiert werden. Ein Blick auf die Leistungsgrenzen ist ebenso wichtig. Viele Tarife erstatten Kosten bis zum zweifachen Satz der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT), leistungsstärkere Policen sogar bis zum vierfachen Satz bei Notfällen. Unser Experten-Tipp: Prüfen Sie, ob auch die Kosten für die Voruntersuchung am OP-Tag und die Nachsorge für mindestens sieben bis zehn Tage abgedeckt sind, da diese oft zusätzliche 500 Euro ausmachen können. Achten Sie auch auf typische Ausschlüsse in der Pferde-OP-Versicherung.
Praxisfälle: Typische Eingriffe und ihre Kostenübernahme
Viele alltägliche, aber teure Eingriffe werden am stehenden Pferd durchgeführt. Die Kostenübernahme durch eine passende Police kann eine finanzielle Entlastung von mehreren tausend Euro bedeuten. Hier sind einige häufige Beispiele:
Zahnextraktion: Ein Wolfszahn oder ein beschädigter Backenzahn wird oft im Stehen entfernt. Die Kosten liegen laut GOT bei 250 bis 600 Euro.
Wundnaht: Größere Verletzungen, die genäht werden müssen, erfordern häufig eine Standnarkose. Hier können schnell Kosten von 400 bis 900 Euro entstehen.
Tumorentfernung: Kleinere Hauttumore wie Sarkoide können oft unter lokaler Betäubung und Sedierung entfernt werden, was etwa 500 bis 1.500 Euro kostet.
Endoskopische Eingriffe: Diagnostische oder therapeutische Endoskopien, zum Beispiel an den Sehnenscheiden, werden häufig im Stehen durchgeführt und kosten nicht selten über 2.000 Euro.
Ohne eine Police, die Standnarkose explizit einschließt, müssten Sie diese vierstelligen Beträge selbst tragen. Eine Versicherung für Kolik-Operationen ist zwar wichtig, doch diese alltäglichen Eingriffe sind statistisch häufiger.
Checkliste für den optimalen Versicherungsschutz
Um sicherzustellen, dass Ihre Pferde-OP-Versicherung im Ernstfall leistet, sollten Sie Ihren Vertrag anhand der folgenden Punkte überprüfen. Diese Kriterien helfen Ihnen, Deckungslücken zu erkennen und eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Narkoseart: Ist die Standnarkose explizit im Versicherungsumfang genannt?
Leistungsgrenze: Gibt es eine jährliche Höchstgrenze oder eine Begrenzung pro Operation?
GOT-Satz: Bis zu welchem Satz der Gebührenordnung für Tierärzte werden die Kosten erstattet (Minimum: zweifach)?
Vor- und Nachsorge: Wie viele Tage vor und nach der OP sind Diagnostik, Medikamente und Unterbringung abgedeckt? Zehn Tage sind ein guter Richtwert.
Freie Tierarztwahl: Können Sie Ihren Tierarzt oder Ihre Klinik frei wählen?
Wartezeiten: Wie lang sind die Wartezeiten für verschiedene Eingriffe wie Kolik oder orthopädische OPs?
Die Antworten auf diese Fragen zeigen Ihnen die Qualität Ihres Schutzes und verdeutlichen, wie hoch die Tierarztkosten ohne Versicherung ausfallen können.
Fazit: Vorausschauend handeln für umfassende Sicherheit
Die Frage, ob eine Pferde-OP-Versicherung eine Standnarkose abdeckt, lässt sich für die meisten modernen Tarife mit Ja beantworten. Dennoch ist eine genaue Prüfung der Police unerlässlich, um Deckungslücken zu vermeiden. Eine Operation im Stehen ist oft die schonendere und kostengünstigere Alternative, die jedoch schnell vierstellige Beträge erreicht. Ein leistungsstarker Versicherungsschutz, der mindestens den zweifachen GOT-Satz erstattet und eine umfassende Nachsorge beinhaltet, ist daher keine Luxusentscheidung, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Die monatlichen Kosten von etwa 40 Euro für einen guten Tarif stehen in keinem Verhältnis zu einem potenziellen Risiko von über 5.000 Euro. Mit der richtigen Pferdeversicherung können Sie sich auf das Wichtigste konzentrieren: die Genesung Ihres Pferdes. Jetzt individuelle Risikoanalyse anfordern: Lassen Sie Ihre Versicherungssituation kostenfrei prüfen und erhalten Sie konkrete Optimierungsvorschläge.
More useful links
Gesetze im Internet bietet den offiziellen Gesetzestext der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) von 2022.
Die Bundestierärztekammer stellt auf dieser Seite Informationen und Ressourcen zur Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) bereit.
Der Deutsche Tierärzteverband bietet ein PDF-Dokument zur Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) von 2022.
Die Bundestierärztekammer veröffentlicht eine Leitlinie zur Aufklärung bei Behandlungen von Pferden (PDF-Dokument).
Eine Sammlung von Leitfäden zum Thema Pferdemedizin (GPM) als PDF-Dokument ist bei der Bundestierärztekammer verfügbar.
Die Tierärztekammer Hamburg informiert auf ihrer Seite über Narkosen bei Tieren.
Das Deutsche Tierärzteblatt bietet Informationen und Artikel zur Anästhesie, Analgesie und perioperativen Versorgung beim Pferd.
Vetline veröffentlicht einen Artikel über den Einfluss der neuen GOT auf die Pferdehaltung.
FAQ
Deckt meine Pferde-OP-Versicherung die Standnarkose ab?
In den meisten modernen Tarifen ist die Standnarkose gleichwertig zur Vollnarkose versichert. Überprüfen Sie Ihre Versicherungsbedingungen auf Formulierungen wie „chirurgische Eingriffe unter Stand- oder Vollnarkose“, um sicherzugehen. Bei älteren Verträgen kann diese Leistung fehlen.
Was ist der Unterschied zwischen einer Standnarkose und einer Vollnarkose?
Bei einer Standnarkose bleibt das Pferd stehen und wird durch eine Kombination aus Beruhigungsmitteln (Sedierung) und lokaler Schmerzbetäubung behandelt. Bei einer Vollnarkose wird das Pferd medikamentös in einen bewusstlosen Zustand versetzt und künstlich beatmet, was für komplexe Operationen notwendig ist.
Warum ist der GOT-Satz in meiner Versicherung wichtig?
Die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) legt den Kostenrahmen für tierärztliche Leistungen fest. Tierärzte können je nach Aufwand den einfachen, zweifachen oder dreifachen Satz abrechnen. Eine Versicherung, die nur den einfachen Satz deckt, kann bei einer komplizierten OP zu hohen Zuzahlungen Ihrerseits führen.
Sind Vor- und Nachbehandlung bei einer Standnarkose-OP mitversichert?
Das hängt von Ihrem Tarif ab. Gute Tarife übernehmen die Kosten für die letzte Untersuchung vor der OP sowie die Nachbehandlung für einen festgelegten Zeitraum (z. B. sieben oder zehn Tage). Dies umfasst Medikamente, Verbandsmaterial und oft auch die Unterbringung in der Klinik.
Gibt es Wartezeiten für die Kostenübernahme bei Operationen?
Ja, fast alle Versicherungen haben Wartezeiten. Für Kolik-Operationen beträgt sie oft nur wenige Tage (z. B. sieben). Für die meisten anderen Operationen gilt eine allgemeine Wartezeit von drei Monaten. Bei spezifischen Diagnosen wie OCD/Chips kann die Wartezeit bis zu zwölf Monate betragen.
Was passiert, wenn mein Tierarzt mehr als den versicherten GOT-Satz abrechnet?
Wenn Ihr Tierarzt beispielsweise den dreifachen Satz abrechnet, Ihr Tarif aber nur den zweifachen Satz erstattet, müssen Sie die Differenz aus eigener Tasche bezahlen. Klären Sie daher vor einer planbaren Operation die voraussichtlichen Kosten und den Abrechnungssatz mit Ihrer Klinik ab.








