Vorsorge & Vermögen
Betriebliche Altersvorsorge
betriebliche altersvorsorge kündigen und auszahlen
Betriebliche Altersvorsorge kündigen und auszahlen: Optionen und Fallstricke für Arbeitnehmer
Sie denken darüber nach, Ihre betriebliche Altersvorsorge (bAV) zu kündigen und sich das Kapital auszahlen zu lassen? Dieser Schritt ist oft mit erheblichen finanziellen Nachteilen verbunden. Erfahren Sie hier, welche Hürden bestehen und welche klügeren Optionen Sie haben.
The topic in brief and concise terms
Eine Kündigung der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) ist meist nicht möglich und oft mit erheblichen finanziellen Nachteilen wie Steuernachzahlungen verbunden.
Ausnahmen für eine Kündigung und Auszahlung bestehen nur selten, z.B. bei sehr geringen Rentenanwartschaften (Kleinstanwartschaften).
Alternativen wie Beitragsfreistellung oder Übertragung des Vertrags auf einen neuen Arbeitgeber sind in der Regel vorteilhafter als eine Kündigung.
Quick Facts: Kündigung der bAV – Das Wichtigste in Kürze
Eine Kündigung der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) ist in den meisten Fällen nicht ohne Weiteres möglich. Der Gesetzgeber sieht die bAV als langfristige Altersversorgung vor, weshalb eine vorzeitige Auszahlung nur selten und unter strengen Bedingungen erfolgt. Oftmals ist die Zustimmung des Arbeitgebers erforderlich, da dieser meist der Versicherungsnehmer ist. Die Auszahlung erfolgt in der Regel erst zum Renteneintritt, selbst wenn eine Kündigung formal möglich wäre. Eine Beitragsfreistellung oder die Übertragung des Vertrags auf einen neuen Arbeitgeber sind oft die besseren Alternativen.
Praxis-Teil: Wann ist eine Kündigung und Auszahlung denkbar?
Obwohl eine Kündigung der betrieblichen Altersvorsorge und eine sofortige Auszahlung die Ausnahme darstellen, gibt es einige wenige Szenarien. Eine sogenannte Kleinstanwartschaft kann eine Auszahlung ermöglichen. Liegt die zu erwartende monatliche Rente beispielsweise im Jahr 2025 unter 37,45 Euro, kann der Vertrag unter Umständen abgefunden werden. Für das Jahr 2024 lag diese Grenze bei 35,35 Euro in den alten Bundesländern. In solchen Fällen kann der Arbeitgeber sogar einseitig, also ohne Zustimmung des Arbeitnehmers, eine Abfindung des angesparten Kapitals vornehmen. Eine Kündigung im laufenden Arbeitsverhältnis bedarf meist der Zustimmung beider Parteien und darf nicht im direkten zeitlichen Zusammenhang mit einer Vertragsbeendigung stehen. Die Unverfallbarkeit der Ansprüche spielt hierbei eine wichtige Rolle.
Folgende Voraussetzungen müssen oft für eine ausnahmsweise Kündigung erfüllt sein:
Es besteht ein laufendes Arbeitsverhältnis.
Der Durchführungsweg ist eine Direktversicherung, Pensionskasse oder ein Pensionsfonds.
Der Arbeitgeber als Versicherungsnehmer stimmt der Kündigung zu.
Es handelt sich um eine Kleinstanwartschaft (Bagatellgrenze nach § 3 Abs. 2 BetrAVG wird nicht überschritten).
Selbst wenn diese Punkte zutreffen, ist eine sofortige Auszahlung nicht garantiert und oft mit erheblichen Kosten verbunden. Die genauen Bedingungen hängen stark vom Einzelfall und dem jeweiligen Vertrag ab.
Die Kostenfalle: Finanzielle Nachteile einer bAV-Kündigung
Die Kündigung einer betrieblichen Altersvorsorge kann teuer werden. Während der Ansparphase profitieren Arbeitnehmer von Steuer- und Sozialabgabenersparnissen, da Beiträge oft aus dem Bruttogehalt geleistet werden. Bei einer vorzeitigen Kündigung und Auszahlung werden diese Vergünstigungen jedoch häufig zurückgefordert. Das bedeutet, dass nachgezahlte Steuern und Sozialversicherungsbeiträge die ausgezahlte Summe erheblich schmälern können. Zusätzlich können Versicherer Verwaltungsgebühren für die Vertragsauflösung erheben. Im schlimmsten Fall übersteigen diese Kosten das angesparte Kapital, sodass der Arbeitnehmer trotz Kündigung keine oder nur eine sehr geringe Auszahlung erhält oder sogar nachzahlen muss. Eine sorgfältige Prüfung der finanziellen Konsequenzen ist daher unerlässlich, bevor man eine bAV kündigen und auszahlen lässt.
Sinnvolle Alternativen zur Kündigung der Betriebsrente
Angesichts der Nachteile einer Kündigung sollten Arbeitnehmer Alternativen prüfen. Eine häufig genutzte Option ist die Beitragsfreistellung des Vertrags. Dabei werden keine weiteren Beiträge mehr eingezahlt, das bisher angesparte Kapital bleibt jedoch erhalten und wird weiterhin verzinst oder angelegt. Die spätere Rentenauszahlung fällt dann entsprechend geringer aus. Diese Option ist besonders bei finanziellen Engpässen oder wenn ein neuer Arbeitgeber keine Übernahme anbietet, eine Überlegung wert. Eine weitere Möglichkeit ist die Übertragung des angesparten Kapitals auf das Versorgungssystem eines neuen Arbeitgebers. Dies ist oft möglich, wenn das Kapital eine bestimmte Grenze (z.B. 96.600 Euro im Jahr 2025) nicht übersteigt und der Jobwechsel nicht länger als ein Jahr zurückliegt. Die private Fortführung des Vertrags mit eigenen Beiträgen kann ebenfalls eine Option sein. Bevor Sie eine Entscheidung treffen, ist eine genaue Analyse Ihrer Situation und der Vertragskonditionen, idealerweise mit fachkundiger Beratung, empfehlenswert. Klären Sie auch, was genau bei einer Kündigung passiert.
Sonderfall Arbeitgeberwechsel: Was passiert mit der bAV?
Ein Arbeitgeberwechsel ist ein häufiger Anlass, über die Zukunft der bAV nachzudenken. Eine Kündigung ist hier meist nicht die beste Lösung. Stattdessen gibt es oft die Möglichkeit der sogenannten Portabilität. Wenn das angesparte Kapital die Beitragsbemessungsgrenze der Rentenversicherung (96.600 Euro für 2025) nicht übersteigt und der Wechsel nicht länger als zwölf Monate zurückliegt, kann das Kapital auf den Versorgungsträger des neuen Arbeitgebers übertragen werden. Dies sichert die Fortführung der Altersvorsorge ohne die Nachteile einer Kündigung. Ist eine Übertragung nicht möglich oder gewünscht, kann der Vertrag beitragsfrei gestellt oder eventuell privat weitergeführt werden. Eine Kündigung durch den Arbeitgeber ist nach Bekanntgabe eines Jobwechsels in der Regel nicht mehr möglich. Es ist ratsam, sich frühzeitig über die Optionen beim neuen Arbeitgeber zu informieren.
Steuerliche Aspekte und Sozialabgaben bei Kündigung und Auszahlung
Die steuerlichen Vorteile während der Ansparphase der bAV können sich bei einer Kündigung ins Gegenteil verkehren. Werden Beiträge aus dem Bruttogehalt umgewandelt, sind diese bis zu bestimmten Grenzen steuer- und sozialabgabenfrei. Bei einer vorzeitigen Auszahlung des Kapitals müssen diese eingesparten Steuern und Sozialabgaben in der Regel nachversteuert bzw. nachentrichtet werden. Dies kann zu einer erheblichen Reduzierung des Auszahlungsbetrags führen. Die volle Steuerpflicht auf den ausgezahlten Betrag (ggf. gemildert durch die Fünftelregelung ) sowie Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung auf die Kapitalleistung sind zu berücksichtigen. Bei einer regulären Rentenzahlung im Alter sind die Bezüge ebenfalls steuerpflichtig und unterliegen der Beitragspflicht zur Kranken- und Pflegeversicherung, jedoch oft zu günstigeren Bedingungen als eine Einmalauszahlung. Informieren Sie sich, wie Sie eventuell Krankenkassenbeiträge bei Direktversicherungen optimieren können oder ob es sinnvoll ist, alte Versicherungsverträge unverändert zu lassen.
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More useful links
Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) bietet Informationen zur betrieblichen Altersversorgung.
Gesetze im Internet stellt das deutsche Gesetz zur betrieblichen Altersversorgung (BetrAVG) bereit.
Deutsche Rentenversicherung bietet eine Broschüre zur betrieblichen Altersversorgung.
Wikipedia enthält einen Artikel zur betrieblichen Altersversorgung.
Bundesregierung bietet eine Publikation zur betrieblichen Altersversorgung.
Deutsche Rentenversicherung erläutert die Entgeltumwandlung für die betriebliche Altersversorgung.
FAQ
Ist die Kündigung einer betrieblichen Altersvorsorge grundsätzlich ausgeschlossen?
Grundsätzlich ja, da der Gesetzgeber die langfristige Altersabsicherung fördern will. Ausnahmen sind selten und an strenge Bedingungen geknüpft, wie z.B. Kleinstanwartschaften oder die Zustimmung des Arbeitgebers bei bestimmten Durchführungswegen.
Welche Rolle spielt der Arbeitgeber bei der Kündigung meiner bAV?
Der Arbeitgeber ist oft der Versicherungsnehmer des bAV-Vertrags. Daher ist seine Zustimmung zur Kündigung in vielen Fällen (z.B. bei Direktversicherungen, Pensionskassen) erforderlich.
Was bedeutet 'Beitragsfreistellung' als Alternative zur Kündigung?
Bei einer Beitragsfreistellung zahlen Sie keine weiteren Beiträge mehr in Ihren bAV-Vertrag ein. Das bisher angesparte Kapital bleibt jedoch erhalten und wird Ihnen im Rentenalter (ggf. reduziert) ausgezahlt.
Mit welchen steuerlichen Folgen muss ich bei einer Auszahlung rechnen?
Eine vorzeitige Auszahlung führt in der Regel zur Nachversteuerung der während der Ansparphase erhaltenen Steuervorteile. Auch Sozialabgaben können fällig werden. Die Auszahlung selbst ist dann voll steuerpflichtig (ggf. Fünftelregelung).
Was sind Kleinstanwartschaften im Kontext der bAV-Kündigung?
Kleinstanwartschaften sind sehr geringe Rentenansprüche. Liegt die monatliche Rente unter einer bestimmten Bagatellgrenze (z.B. 37,45 Euro in 2025), kann der Vertrag abgefunden, also das Kapital ausgezahlt werden.
Kann ich meine bAV bei einem Jobwechsel einfach zum neuen Arbeitgeber mitnehmen?
Ja, das ist oft möglich (Portabilität), wenn das angesparte Kapital eine bestimmte Grenze (z.B. 96.600 Euro in 2025) nicht übersteigt und der Jobwechsel nicht zu lange her ist (meist innerhalb eines Jahres).