Modellsegler Versicherung bis 2 kg: Ihr Leitfaden für 2025
1 Oct 2025
Katrin Straub
Geschäftsführerin bei nextsure
Ein sonniger Tag, perfekte Thermik – doch ein kurzer Moment der Unachtsamkeit genügt. Ihr Modellsegler mit nur 1,5 Kilogramm Gewicht stürzt ab und beschädigt ein parkendes Auto. Ohne die richtige Absicherung kann dieser Traum vom Fliegen schnell zu einem finanziellen Albtraum mit Kosten von mehreren tausend Euro werden.
The topic in brief and concise terms
In Deutschland besteht eine gesetzliche Versicherungspflicht für alle Flugmodelle, auch für Modellsegler unter zwei Kilogramm.
Eine private Haftpflichtversicherung bietet oft keinen ausreichenden Schutz; eine spezielle Modellflug-Haftpflicht ist notwendig.
Eine hohe Deckungssumme von mindestens zehn Millionen Euro ist entscheidend, um sich vor hohen Folgekosten bei Personenschäden zu schützen.
Die Faszination des Modellflugs verbindet Technikbegeisterung mit dem Erlebnis in der Natur. Doch mit jedem Start übernehmen Sie eine große Verantwortung. Laut Luftverkehrsgesetz (LuftVG) haften Sie als Halter eines Flugmodells für alle Schäden, die es verursacht – unabhängig von einem direkten Verschulden. Viele Piloten glauben fälschlicherweise, dass leichte Segler unter zwei Kilogramm von der Versicherungspflicht ausgenommen sind oder ihre private Haftpflicht ausreicht. Dieser Artikel erklärt die gesetzlichen Grundlagen, zeigt die entscheidenden Unterschiede zwischen Standardpolicen und Spezialversicherungen auf und gibt Ihnen praxisnahe Tipps für die Auswahl des optimalen Schutzes.
Gesetzliche Pflicht: Warum jeder Modellflieger eine Haftpflicht braucht
In Deutschland ist die Haftpflichtversicherung für jedes Flugmodell, unabhängig vom Gewicht, gesetzlich vorgeschrieben. Diese Regelung basiert auf der Gefährdungshaftung nach § 33 Luftverkehrsgesetz (LuftVG), die besagt, dass der Halter für Schäden haftet, selbst wenn ihn kein direktes Verschulden trifft. Seit dem Inkrafttreten der EU-Drohnenverordnung (DVO (EU) 2019/947) wurden die Regeln für unbemannte Luftfahrzeuge europaweit vereinheitlicht, was auch den klassischen Modellflug einschließt.
Ein typischer Praxisfall verdeutlicht die Notwendigkeit: Ein Modellsegler mit 1,8 Kilogramm wird von einer Windböe erfasst und landet auf dem Dach eines Wintergartens. Der Schaden beläuft sich schnell auf über 5.000 Euro. Ohne eine gültige Modellflug-Haftpflichtversicherung müssten Sie diese Kosten komplett selbst tragen. Viele Piloten unterschätzen, dass bereits Modelle unter 250 Gramm versicherungspflichtig sind. Die Versicherungspflicht ist also keine Frage des Gewichts, sondern eine grundlegende Anforderung für den Betrieb.
Diese gesetzliche Grundlage schafft die Basis für einen sicheren Flugbetrieb und schützt Piloten vor existenzbedrohenden Forderungen, was die Auswahl der richtigen Police umso wichtiger macht.
Leistungsvergleich: Private Haftpflicht versus Spezialpolice
Viele Piloten gehen davon aus, dass ihre bestehende private Haftpflichtversicherung Schäden durch Modellflugzeuge abdeckt. Das ist jedoch nur selten und oft nur mit erheblichen Einschränkungen der Fall. Standardtarife schließen Flugmodelle häufig komplett aus oder versichern nur sehr leichte Modelle bis 250 Gramm. Eine spezielle Modellflug-Haftpflicht bietet dagegen einen umfassenden, auf die Risiken des Hobbys zugeschnittenen Schutz.
Hier sind vier entscheidende Unterschiede:
Deckungssumme: Private Policen bieten oft nur Deckungssummen bis zu fünf Millionen Euro, während Spezialversicherungen Deckungen von zehn Millionen Euro oder mehr ermöglichen.
Geltungsbereich: Der Schutz der Privathaftpflicht ist oft auf das eigene Land beschränkt. Eine Modellflugversicherung gilt häufig weltweit (außer USA/Kanada).
Spezifische Risiken: Das Fliegen außerhalb ausgewiesener Modellflugplätze oder die Teilnahme an Wettbewerben ist in der Privathaftpflicht fast nie abgedeckt.
Gefährdungshaftung: Nur eine echte Luftfahrt-Haftpflichtversicherung deckt die gesetzlich verankerte Gefährdungshaftung vollständig ab.
Einige Premium-Privathaftpflichttarife schließen zwar Drohnen bis fünf Kilogramm ein, doch die genauen Bedingungen für Modellsegler müssen geprüft werden. Die Wahl einer spezialisierten Police ist daher fast immer die sicherere und bessere Lösung, um Deckungslücken zu vermeiden.
Kosten und Deckungssummen: Die richtige Absicherung definieren
Eine gute Modellsegler Versicherung bis 2 kg ist bereits für einen Jahresbeitrag zwischen 40 und 70 Euro erhältlich. Die Kosten hängen von der gewählten Deckungssumme ab. Experten empfehlen, eine Versicherungssumme von mindestens zehn Millionen Euro pauschal für Personen- und Sachschäden zu wählen. Auch wenn ein leichter Segler kaum einen Millionenschaden verursachen kann, sind die potenziellen Folgekosten bei Personenschäden immens.
Stellen Sie sich vor, Ihr Modellsegler lenkt einen Autofahrer ab, der daraufhin einen Unfall mit mehreren Verletzten verursacht. Die Regressforderungen der Krankenversicherungen und mögliche Schmerzensgelder können schnell sechsstellige Beträge erreichen. Eine zu niedrige Deckungssumme kann im schlimmsten Fall den finanziellen Ruin bedeuten. Eine Versicherung mit 12 Millionen Euro Deckung bietet hier eine solide Absicherung für nur wenige Euro mehr im Jahr.
Die Investition in eine hohe Deckungssumme ist eine der wichtigsten Entscheidungen, um das Hobby langfristig sorgenfrei ausüben zu können.
Experten-Tipps: So finden Sie die passende Police
Die Auswahl der richtigen Versicherung kann unübersichtlich sein. Achten Sie nicht nur auf den Preis, sondern vor allem auf die Versicherungsbedingungen. Unser Experten-Tipp: Prüfen Sie das Kleingedruckte auf Ausschlüsse, die für Ihr Flugverhalten relevant sind. Eine gute Police sollte flexibel sein und zu Ihren individuellen Gewohnheiten passen.
Beachten Sie bei der Auswahl die folgenden fünf Punkte:
Gewichtsklassen prüfen: Stellt die Police klar, dass Modelle bis mindestens zwei Kilogramm versichert sind?
Flugorte: Ist das Fliegen auf der „grünen Wiese“, also außerhalb von Vereinsgeländen, explizit erlaubt?
Weltweiter Schutz: Planen Sie, im Urlaub zu fliegen? Achten Sie auf eine weltweite Geltung des Versicherungsschutzes.
Selbstbeteiligung: Viele gute Tarife verzichten im Schadensfall auf eine Selbstbeteiligung.
Zusatzpiloten: Ist es Ihnen wichtig, dass auch ein Freund oder Familienmitglied Ihr Modell steuern darf? Klären Sie, ob der Schutz personenbezogen oder modellbezogen ist.
Eine durchdachte Auswahl schützt Sie nicht nur vor finanziellen Risiken, sondern gibt Ihnen auch die Freiheit, Ihr Hobby sicher auszuüben. Für besonders wertvolle Modelle kann zudem eine Erweiterung des Schutzes sinnvoll sein.
More useful links
Luftfahrt-Bundesamt (LBA) bietet häufig gestellte Fragen und Antworten zum Thema Modellflug.
Luftfahrt-Bundesamt (LBA) informiert über die Anforderungen an Fernpiloten von Drohnen.
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) stellt Informationen zu privaten und gewerblichen Haftpflichtbedingungen bereit.
Statistisches Bundesamt (Destatis) bietet Informationen zur Zeitverwendung in Deutschland.
Deutscher Modellflieger Verband (DMFV) ist die offizielle Webseite des Verbands für Modellflieger.
Deutscher Modellflieger Verband (DMFV) informiert über den Kenntnisnachweis, Kompetenznachweis und die EU-Fernpilotenlizenz.
Verbraucherzentrale bietet wichtige Informationen zur privaten Haftpflichtversicherung.
Modellflug im DAeC (Deutscher Aero Club) ist die Webseite des Modellflugs innerhalb des Deutschen Aero Clubs.
Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) ist die offizielle Webseite der Behörde für Flugunfalluntersuchungen.
FAQ
Gilt die Versicherung auch im Ausland?
Viele spezielle Modellflugversicherungen bieten weltweiten Versicherungsschutz, oft mit Ausnahme der USA und Kanada. Prüfen Sie die genauen Geltungsbereiche in den Versicherungsbedingungen, bevor Sie Ihr Modell im Urlaub nutzen.
Muss ich mein Modell kennzeichnen?
Ja, gemäß der EU-Verordnung müssen Sie sich als Betreiber beim Luftfahrt-Bundesamt (LBA) registrieren und erhalten eine elektronische Betreiber-ID (e-ID). Diese ID muss auf allen Modellen mit einem Abfluggewicht von mehr als 250 Gramm sichtbar angebracht werden.
Was ist der Unterschied zwischen einer Haftpflicht- und einer Kaskoversicherung für Modellsegler?
Die Haftpflichtversicherung deckt Schäden, die Sie Dritten mit Ihrem Modell zufügen (z.B. an Autos oder Personen). Die Kaskoversicherung ist eine freiwillige Zusatzversicherung, die Schäden an Ihrem eigenen Modell, beispielsweise durch einen Absturz, abdeckt.
Bin ich über einen Modellflugverein versichert?
Ja, eine Mitgliedschaft in einem großen deutschen Modellflugverband wie dem DMFV oder dem DAeC beinhaltet in der Regel eine umfassende Haftpflichtversicherung. Die Leistungen sind oft sehr gut und auf die Bedürfnisse von Modellfliegern zugeschnitten.
Was passiert, wenn ich ohne Versicherung fliege?
Das Fliegen ohne gültige Haftpflichtversicherung ist eine Ordnungswidrigkeit, die mit Bußgeldern geahndet werden kann. Viel schwerwiegender ist jedoch, dass Sie im Schadensfall mit Ihrem gesamten Privatvermögen unbegrenzt haften.
Benötige ich einen Kenntnisnachweis für einen Modellsegler unter 2 kg?
Nach der aktuellen EU-Regelung ist für den Betrieb von Modellen unter zwei Kilogramm in der Regel kein großer EU-Kompetenznachweis (A1/A3) erforderlich, solange Sie nicht höher als 120 Meter fliegen. Eine Registrierung als Betreiber ist jedoch ab 250 Gramm Pflicht.








