Betriebsunterbrechungsversicherung Berechnung: So sichern Sie Ihr Unternehmen optimal ab
13.04.2025
Katrin Straub
Geschäftsführerin bei nextsure
Ein Wasserschaden legt Ihre Produktion lahm, ein Brand zerstört das Lager – und plötzlich stehen nicht nur die Maschinen still, sondern auch Ihre Einnahmen. Eine Betriebsunterbrechungsversicherung fängt die finanziellen Folgen auf, doch die korrekte Berechnung der Versicherungssumme ist entscheidend. Erfahren Sie, wie Sie Ihren Bedarf exakt ermitteln und Fallstricke vermeiden.
Das Thema kurz und kompakt
Die Versicherungssumme der Betriebsunterbrechungsversicherung muss den entgangenen Gewinn und die fortlaufenden Kosten über die gesamte Haftzeit abdecken.
Eine reine Orientierung der Versicherungssumme an der Inhaltsversicherung (Kleine BU) kann zu erheblicher Unterversicherung führen; eine detaillierte Rohertragsberechnung ist oft notwendig.
Die Wahl einer ausreichenden Haftzeit (oft mehr als 12 Monate) und die regelmäßige Anpassung des Vertrags sind entscheidend für lückenlosen Schutz.
Quick Facts: Das Wichtigste zur Berechnung auf einen Blick
Die Betriebsunterbrechungsversicherung (BUV) ersetzt fortlaufende Kosten und entgangenen Gewinn nach einem versicherten Sachschaden. Eine präzise Berechnung der Versicherungssumme ist für den vollen Schutz unerlässlich. Die Haftzeit, meist zwölf bis 24 Monate, definiert den Zeitraum der Leistung. Kleine Betriebsunterbrechungsversicherungen sind bereits ab etwa neun Euro monatlich erhältlich.
Viele Unternehmen unterschätzen die notwendige Versicherungssumme bei der BUV. Die Berechnungsgrundlage ist der entgehende Betriebsgewinn und die fortlaufenden Kosten. Eine sorgfältige Analyse Ihrer Finanzzahlen ist daher der erste Schritt.
Praxisnah erklärt: Die Versicherungssumme korrekt ermitteln
Die korrekte Ermittlung der Versicherungssumme ist das Herzstück jeder Betriebsunterbrechungsversicherung. Eine zu niedrige Summe führt zur Unterversicherung und schmerzhaften Versorgungslücken im Schadenfall. Für viele Betriebe ist eine Inhaltsversicherung die Basis, doch die BUV geht darüber hinaus.
Es gibt grundsätzlich zwei Ansätze zur Summenermittlung:
Kleine Betriebsunterbrechungsversicherung (KBU): Hier orientiert sich die Versicherungssumme oft an der Summe der Inhaltsversicherung. Dies kann für dienstleistungsintensive Betriebe mit geringen Sachwerten, aber hohem Ertragspotenzial, schnell zu einer Unterdeckung von beispielsweise 40.000 Euro führen, wie ein Praxisfall eines Fleischereibetriebs zeigte.
Mittlere und Große Betriebsunterbrechungsversicherung (MBU/GBU): Hier erfolgt eine detailliertere Berechnung. Die Formel lautet vereinfacht: Jahresnettoumsatz minus variabler Kosten (wie Wareneinsatz) ergibt den Rohertrag. Dieser Rohertrag, zuzüglich einer Vorsorge von etwa zehn Prozent, bildet die Versicherungssumme. Ein Beispiel: Ein Jahresnettoumsatz von 500.000 Euro minus 260.000 Euro Wareneinsatz ergibt einen Rohertrag von 240.000 Euro; mit Vorsorge wären 264.000 Euro abzusichern.
Achten Sie darauf, alle relevanten Kosten und den potenziellen Gewinn über die gesamte Haftzeit zu berücksichtigen. Die betriebswirtschaftliche Auswertung Ihres Steuerberaters liefert hierfür eine gute Grundlage. So stellen Sie sicher, dass Ihre Versicherung im Ernstfall auch wirklich greift.
Haftzeit und Bewertungszeitraum: Zeitliche Dimensionen des Schutzes
Neben der Versicherungssumme sind Haftzeit und Bewertungszeitraum entscheidende Parameter Ihrer Betriebsunterbrechungsversicherung. Die Haftzeit ist der Zeitraum, für den der Versicherer nach Eintritt des Sachschadens maximal leistet. Üblich sind zwölf, 18 oder 24 Monate, in manchen Fällen sogar 36 Monate. Bedenken Sie, dass die Wiederherstellung der vollen Betriebsbereitschaft, insbesondere bei Spezialmaschinen oder langwierigen Genehmigungsverfahren, oft mehr als zwölf Monate dauern kann.
Der Bewertungszeitraum hat dieselbe Dauer wie die Haftzeit, endet jedoch mit dem Ende der tatsächlichen Betriebsunterbrechung und wird rückwirkend festgelegt. Er dient der Prüfung, ob eine Unterversicherung vorliegt, indem die ursprünglich kalkulierte Versicherungssumme mit den fiktiven Erträgen während des Ausfalls verglichen wird. Eine zu kurz gewählte Haftzeit kann dazu führen, dass die Leistungen enden, bevor Ihr Betrieb wieder voll funktionsfähig ist. Eine sorgfältige Absicherung für Handel und Handwerk berücksichtigt diese Zeiträume genau.
Kosten und Einflussfaktoren: Was kostet eine Betriebsunterbrechungsversicherung?
Die Kosten einer Betriebsunterbrechungsversicherung sind individuell und hängen von mehreren Faktoren ab. Dazu zählen die Branche, die gewählte Versicherungssumme, die vereinbarte Haftzeit und eine eventuelle Selbstbeteiligung. Eine kleine Betriebsunterbrechungsversicherung kann bereits für unter zehn Euro im Monat zu haben sein. Für größere Betriebe mit höheren Risiken und Versicherungssummen steigen die Prämien entsprechend.
Folgende Faktoren beeinflussen die Prämienhöhe maßgeblich:
Die Versicherungssumme: Direkt abgeleitet aus Ihrem potenziellen Ertragsausfall und den fortlaufenden Kosten.
Die Haftzeit: Längere Haftzeiten (z.B. 24 statt zwölf Monate) erhöhen die Prämie.
Die Branche und das individuelle Risiko: Ein Produktionsbetrieb mit teuren Spezialmaschinen hat oft ein höheres Risiko als ein reines Beratungsunternehmen.
Der Selbstbehalt: Eine höhere Selbstbeteiligung senkt die Prämie, bedeutet aber mehr Eigenleistung im Schadenfall.
Gewählte Deckungserweiterungen: Zusätzlicher Schutz, beispielsweise gegen Elementarschäden, beeinflusst den Preis.
Vergleichen Sie nicht nur den Preis, sondern vor allem die Leistungen und Bedingungen. Eine günstige Betriebshaftpflicht ist wichtig, aber bei der BUV zählt vor allem der passgenaue Schutz. Eine gründliche Risikoanalyse hilft, die optimale Balance zwischen Kosten und Schutz zu finden.
Gestaltungstipps für optimalen Schutz: Fallstricke vermeiden
Die richtige Gestaltung Ihrer Betriebsunterbrechungsversicherung ist entscheidend, um im Ernstfall nicht im Regen zu stehen. Ein häufiger Fehler ist die reine Orientierung der Versicherungssumme der KBU an der Sachversicherungssumme der Inhaltsversicherung. Dies führte im Praxisfall einer Werbeagentur zu einer Deckungslücke von 30.000 Euro, da teure Elektronik über eine separate Cyber-Versicherung Gewerbe bzw. Elektronikversicherung abgedeckt war und nicht in die Mindestversicherungssumme der KBU einfloss.
Hier einige konkrete Gestaltungstipps:
Führen Sie eine detaillierte Summenermittlung durch, basierend auf Roherträgen und fortlaufenden Kosten, nicht nur auf Sachwerten.
Berücksichtigen Sie bei der Mindestversicherungssumme der KBU auch Werte aus Spezialversicherungen (z.B. Maschinen-, Elektronikversicherung).
Wählen Sie eine ausreichende Haftzeit, die realistische Wiederanlaufzeiten Ihres Betriebs abdeckt – oft sind zwölf Monate zu knapp.
Prüfen Sie, ob eine mittlere Betriebsunterbrechungsversicherung (MBU) mit flexibleren Haftzeiten und bedarfsgerechter Summe passender ist als eine KBU.
Achten Sie auf den Einschluss aller relevanten Gefahren; Elementarschäden sind nicht immer automatisch gedeckt.
Unser Experten-Tipp: Lassen Sie Ihre Versicherungssituation regelmäßig, mindestens alle zwei Jahre, überprüfen. Unterschätzen Sie nicht die dynamische Entwicklung Ihres Unternehmens und passen Sie den Versicherungsschutz entsprechend an. Eine stationäre Maschinenversicherung kann eine sinnvolle Ergänzung sein, wenn Ihr Betrieb stark von bestimmten Anlagen abhängt.
Ihr nächster Schritt zur finanziellen Sicherheit
Die korrekte Berechnung und Ausgestaltung Ihrer Betriebsunterbrechungsversicherung ist ein komplexes, aber unerlässliches Thema für die finanzielle Stabilität Ihres Unternehmens. Sie schützt Ihr Lebenswerk vor unvorhersehbaren Ereignissen, die schnell zu Ertragsausfällen von mehreren zehntausend Euro führen können. Mit dem Wissen um die richtigen Berechnungsmethoden, die Bedeutung von Haftzeit und Versicherungssumme sowie potenziellen Fallstricken sind Sie gut gerüstet. Denken Sie daran, dass bereits kleine Betriebe ab neun Euro monatlich einen Basisschutz erhalten können.
Eine proaktive Auseinandersetzung mit diesem Thema zahlt sich im Ernstfall vielfach aus. Nutzen Sie die Möglichkeit einer professionellen Beratung, um Ihren individuellen Bedarf exakt zu ermitteln und eine maßgeschneiderte Lösung zu finden. So können Sie sich auf Ihr Kerngeschäft konzentrieren, mit der Gewissheit, dass Ihr Unternehmen auch in Krisenzeiten abgesichert ist. Die Investition in eine umfassende Beratung kann Sie vor Deckungslücken von bis zu 40.000 Euro oder mehr bewahren.
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Weitere nützliche Links
Wikipedia bietet eine umfassende Übersicht über die Betriebsunterbrechungsversicherung und deren Bedeutung.
Das Portal existenzgruender.de des BMWi stellt wertvolle Informationen zum Risikomanagement für Unternehmensgründer bereit.
PwC Deutschland bietet Einblicke und Fachwissen zum Thema Risikomanagement für Unternehmen.
Die Fraunhofer-Gesellschaft präsentiert Forschungsergebnisse und Ansätze im Bereich des Risikomanagements.
FAQ
Was ist der Unterschied zwischen einer kleinen und einer mittleren/großen Betriebsunterbrechungsversicherung?
Die kleine Betriebsunterbrechungsversicherung (KBU) koppelt die Versicherungssumme oft an die Inhaltsversicherung, was zu Unterdeckung führen kann. Die mittlere (MBU) oder große (GBU) Betriebsunterbrechungsversicherung basiert auf einer detaillierten Berechnung des Rohertrags (Umsatz minus variable Kosten) und bietet meist passgenaueren Schutz und höhere Versicherungssummen.
Wie wird die Versicherungssumme bei der Betriebsunterbrechungsversicherung berechnet?
Für MBU/GBU wird der Jahresnettoumsatz um den Wareneinsatz (variable Kosten) reduziert, um den Rohertrag zu erhalten. Dieser Rohertrag, oft zuzüglich eines Vorsorgeaufschlags (z.B. zehn Prozent), bildet die Versicherungssumme für die vereinbarte Haftzeit.
Wie lange zahlt die Betriebsunterbrechungsversicherung im Schadenfall?
Die Versicherung zahlt für die Dauer der Betriebsunterbrechung, maximal jedoch für die vertraglich vereinbarte Haftzeit (z.B. zwölf oder 24 Monate) und bis zur Höhe der Versicherungssumme.
Was passiert bei Unterversicherung in der Betriebsunterbrechungsversicherung?
Bei einer Unterversicherung wird die Entschädigung nur anteilig im Verhältnis der Versicherungssumme zum tatsächlichen Versicherungswert geleistet. Das bedeutet, Sie erhalten nicht den vollen Schaden ersetzt.
Welche Rolle spielt die betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) bei der Berechnung?
Die BWA ist eine wichtige Grundlage zur Ermittlung der fortlaufenden Kosten und des potenziellen Gewinns und hilft somit, eine realistische Versicherungssumme für die Betriebsunterbrechungsversicherung festzulegen.
Was sind typische Schadenbeispiele für eine Betriebsunterbrechungsversicherung?
Typische Beispiele sind ein Brand in einer Produktionshalle, der die Fertigung für Monate stoppt, ein Wasserschaden in einem Restaurant, der zur Schließung führt, oder Vandalismus nach einem Einbruch, der die Betriebsfähigkeit einschränkt.








