Rechtsschutzversicherung bei Kündigung und Abmahnung: So sichern Sie Ihre Rechte
7 Oct 2025
Katrin Straub
Geschäftsführerin bei nextsure
Eine Abmahnung oder Kündigung kann schnell existenzbedrohend werden. Ihre Rechtsschutzversicherung ist ein starker Partner, doch es gibt wichtige Regeln zu beachten. Erfahren Sie, wie Sie Ihren Anspruch durchsetzen, ohne den eigenen Versicherungsschutz zu riskieren.
The topic in brief and concise terms
Versicherer können eine Rechtsschutzversicherung nach zwei Schadensfällen innerhalb von zwölf Monaten kündigen, was den Abschluss einer neuen Police erschwert.
Im Arbeitsrechtsschutz gilt eine übliche Wartezeit von drei Monaten nach Vertragsabschluss, bevor Leistungen in Anspruch genommen werden können.
Vor Arbeitsgerichten trägt in der ersten Instanz jede Partei ihre Anwaltskosten selbst, unabhängig vom Ergebnis des Verfahrens.
Der Brief vom Arbeitgeber mit einer Abmahnung oder gar einer Kündigung löst bei den meisten Angestellten sofort Stress aus. Die Sorge um den Job und die finanzielle Zukunft wird schnell von der Frage nach den Kosten eines Rechtsstreits begleitet. Eine Rechtsschutzversicherung kann hier das entscheidende Sicherheitsnetz sein. Sie übernimmt Anwalts- und Gerichtskosten, die sich schnell auf mehrere tausend Euro summieren können. Doch der Schutz hat Grenzen: Wartezeiten, Leistungsausschlüsse und sogar die Kündigung durch den Versicherer sind reale Risiken. Dieser Artikel zeigt Ihnen, wie Sie Ihre Rechtsschutzversicherung im Ernstfall richtig einsetzen und welche strategischen Schritte bei einer Kündigung oder Abmahnung entscheidend sind.
Die Abmahnung als erster Warnschuss: Wann die Versicherung greift
Eine ungerechtfertigte Abmahnung kann die erste Stufe zu einer Kündigung sein und sollte daher nicht ignoriert werden. Die gute Nachricht ist, dass eine Arbeitsrechtsschutzversicherung die Kosten für die anwaltliche Prüfung und eine mögliche Klage in der Regel übernimmt. Der Streitwert für eine Klage gegen eine Abmahnung entspricht üblicherweise einem Bruttomonatsgehalt. Bei einem Gehalt von 3.000 Euro können allein für eine anwaltliche Erstberatung Kosten von rund 250 Euro anfallen. Ohne Versicherungsschutz zögern viele Arbeitnehmer diesen wichtigen ersten Schritt aus Kostengründen hinaus. Die Deckungszusage Ihrer Versicherung gibt Ihnen die Sicherheit, sofort zu handeln. Damit ist die Abmahnung nicht nur ein Problem, sondern auch der erste Testfall für Ihren Versicherungsschutz.
Kündigungsschutzklage: Ihr gutes Recht mit finanziellem Risiko
Erhalten Sie eine Kündigung, bleiben Ihnen nur drei Wochen Zeit, um eine Kündigungsschutzklage einzureichen. Die Kosten dafür sind erheblich und eine Besonderheit im deutschen Arbeitsrecht trifft Arbeitnehmer hart. In der ersten Instanz vor dem Arbeitsgericht trägt jede Partei ihre eigenen Anwaltskosten, unabhängig vom Ausgang des Verfahrens. Ein Prozess über zwei Instanzen kann schnell 5.000 Euro oder mehr kosten. Eine Berufsrechtsschutzversicherung schützt Sie vor diesem finanziellen Risiko. Sie übernimmt die Kosten für Ihren Anwalt, das Gericht und mögliche Sachverständige bis zur vereinbarten Deckungssumme. So können Sie auf Augenhöhe für Ihr Recht kämpfen. Das Wissen um diesen Schutz ist oft entscheidend für die Entscheidung, überhaupt juristisch gegen eine Kündigung vorzugehen.
Kündigung durch den Versicherer: Wenn der Schutzschild Risse bekommt
Versicherungen sind keine Einbahnstraße; auch der Anbieter kann einen Vertrag kündigen. Eine Rechtsschutzversicherung darf Ihnen außerordentlich kündigen, wenn sie innerhalb von zwölf Monaten zwei oder mehr Schäden reguliert hat. Diese Kündigung muss spätestens einen Monat nach der zweiten Leistungszusage erfolgen. Eine solche Kündigung durch den Versicherer hat weitreichende Folgen. Bei der Suche nach einem neuen Anbieter müssen Sie angeben, wer den Vorvertrag gekündigt hat, was oft zu einer Ablehnung führt. Ein praktischer Tipp: Wenn sich eine Kündigung durch den Versicherer abzeichnet, sprechen Sie mit Ihrem Makler. Manchmal ist es strategisch klüger, den Vertrag selbst zu kündigen, um einer Kündigung durch den Anbieter zuvorzukommen. Eine weitere Option ist eine umfassende Beratung, um eventuell eine höhere Selbstbeteiligung zu vereinbaren.
Die Drei-Monats-Hürde: Wartezeiten im Arbeitsrechtsschutz verstehen
Ein häufiges Missverständnis ist, dass eine Rechtsschutzversicherung sofort nach Abschluss greift. Im Arbeitsrechtsschutz gilt jedoch fast immer eine Wartezeit von drei Monaten. Das bedeutet, der Versicherungsfall – also beispielsweise der Zugang der Kündigung – muss nach Ablauf dieser drei Monate eintreten. Diese Regelung schützt die Versichertengemeinschaft vor Personen, die eine Police erst dann abschließen, wenn ein Konflikt bereits absehbar ist. Ein Abschluss auf den letzten Drücker ist daher nicht möglich. Planen Sie vorausschauend, um im Ernstfall abgesichert zu sein. Für einige andere Rechtsbereiche, die über den Haftpflicht- und Rechtsschutz abgedeckt sind, kann die Wartezeit entfallen. Die genauen Fristen sind immer in Ihren Vertragsbedingungen festgelegt.
Kostenrisiko ohne Versicherung: Eine Beispielrechnung
Die Zahlen verdeutlichen den Wert einer Rechtsschutzversicherung. Angenommen, eine gute Police kostet Sie 25 Euro pro Monat, also 300 Euro im Jahr. Sie erhalten eine unberechtigte Kündigung und ziehen vor Gericht. Bei einem Bruttogehalt von 3.500 Euro liegt der Streitwert für eine Kündigungsschutzklage bei 10.500 Euro (drei Monatsgehälter). Die Anwaltskosten für die erste Instanz belaufen sich schnell auf über 2.000 Euro, die Sie ohne Versicherung selbst bei einem Sieg tragen. Ihre Investition von 300 Euro hebelt also ein Kostenrisiko von über 2.000 Euro aus. Über einen Zeitraum von fünf Jahren zahlen Sie 1.500 Euro an Beiträgen, was immer noch deutlich weniger ist als die Kosten eines einzigen Rechtsstreits. Eine vorausschauende Absicherung ist somit eine wirtschaftlich sinnvolle Entscheidung. Jetzt individuelle Risikoanalyse anfordern: Lassen Sie Ihre Versicherungssituation kostenfrei prüfen und erhalten Sie konkrete Optimierungsvorschläge.
More useful links
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales bietet umfassende Informationen zum Thema Kündigungsschutz.
gesetze-im-internet.de stellt den vollständigen Wortlaut des Kündigungsschutzgesetzes (KSchG) bereit.
Das Statistische Bundesamt veröffentlicht einen statistischen Bericht über die Arbeitsgerichte in Deutschland.
Die Verbraucherzentrale bietet Informationen zur Sinnhaftigkeit und zu den Leistungen von Rechtsschutzversicherungen.
Die Bundesrechtsanwaltskammer informiert über die Arbeit ihres Ausschusses für Arbeitsrecht.
Die Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht im Deutschen Anwaltverein bietet Fachinformationen und Ressourcen zum Arbeitsrecht.
Die Bundesagentur für Arbeit stellt wichtige Informationen zu Kündigung, Abfindung und Freistellung bereit.
Das Bundesarbeitsgericht veröffentlicht Entscheidungen und Urteile zu arbeitsrechtlichen Fällen.
FAQ
Was ist der Unterschied zwischen einer ordentlichen und außerordentlichen Kündigung durch den Versicherer?
Eine ordentliche Kündigung erfolgt zum Ende der Vertragslaufzeit mit einer Frist von meist drei Monaten, ohne dass ein Grund genannt werden muss. Eine außerordentliche Kündigung ist nach einem Schadensfall möglich, typischerweise nach zwei Fällen in einem Jahr.
Übernimmt die Rechtsschutzversicherung die Kosten für einen Aufhebungsvertrag?
Die Kosten für die anwaltliche Prüfung eines Aufhebungsvertrags werden oft nicht übernommen, da hier in der Regel kein Rechtsverstoß des Arbeitgebers vorliegt. Eine Deckung ist jedoch möglich, wenn der Aufhebungsvertrag als Alternative zu einer angedrohten Kündigung angeboten wird.
Was passiert, wenn ich gekündigt werde, bevor die Wartezeit meiner Versicherung abgelaufen ist?
In diesem Fall greift der Versicherungsschutz nicht. Die Kosten für den Rechtsstreit müssen Sie vollständig selbst tragen. Ein frühzeitiger Abschluss der Versicherung ist daher entscheidend.
Deckt meine private Rechtsschutzversicherung auch Arbeitsrecht ab?
Arbeitsrechtsschutz ist oft ein eigener Baustein (Berufsrechtsschutz), der in einer privaten Rechtsschutzversicherung enthalten sein kann, aber nicht muss. Prüfen Sie Ihre Police genau oder wählen Sie einen Tarif, der diesen Bereich explizit einschließt.
Kann ich den Anwalt frei wählen?
Ja, in der Regel haben Sie das Recht auf freie Anwaltswahl. Einige Versicherer bieten jedoch Tarife mit Werkstatt- oder Kanzleibindung an, die günstiger sind, Sie aber auf ein Partnernetzwerk beschränken. Prüfen Sie dies in Ihren Vertragsbedingungen.
Was bedeutet "Erfolgsaussicht" bei einer Deckungsanfrage?
Die Versicherung prüft, ob Ihr rechtliches Vorgehen eine realistische Chance auf Erfolg hat. Ist dies nicht der Fall oder wird das Vorgehen als „mutwillig“ erachtet, kann die Versicherung die Übernahme der Kosten ablehnen. Ein Stichentscheid oder ein Schiedsgutachten kann in solchen Fällen zur Klärung beitragen.








