Gewährleistungsbürgschaft im Bauprojekt: Liquidität sichern und Risiken in Deutschland minimieren
12 Oct 2025
Katrin Straub
Geschäftsführerin bei nextsure
Ein Bauprojekt ist abgeschlossen, doch fünf Prozent der Auftragssumme bleiben als Sicherheitseinbehalt blockiert. Dies bindet Kapital, das Sie für neues Wachstum benötigen. Eine Gewährleistungsbürgschaft durch eine Versicherung löst dieses Problem und sichert gleichzeitig die Mängelansprüche Ihres Auftraggebers ab.
The topic in brief and concise terms
Eine Gewährleistungsbürgschaft ersetzt den Sicherheitseinbehalt von üblicherweise fünf Prozent und sorgt für sofortige Liquidität beim Bauunternehmer.
Die Kosten der Bürgschaft liegen mit 0,7 bis 2,5 Prozent der Versicherungssumme deutlich unter dem Nutzen des freigesetzten Kapitals.
Die Gewährleistungsfristen unterscheiden sich je nach Vertragsgrundlage: fünf Jahre nach BGB und in der Regel vier Jahre nach VOB/B.
In der deutschen Baubranche ist die Absicherung von Gewährleistungsansprüchen ein zentraler Bestandteil jedes Vertrags. Üblicherweise behält der Auftraggeber bis zu fünf Prozent der Bausumme über mehrere Jahre ein. Diese Praxis schützt ihn vor Mängeln, belastet aber die Liquidität des Bauunternehmens erheblich. Die Gewährleistungsbürgschaft für ein Bauprojekt in Deutschland durch eine Versicherung bietet eine effiziente Alternative. Sie garantiert dem Bauherrn die gleiche Sicherheit, während der Auftragnehmer sofort seine volle Rechnungssumme erhält. Dieser Artikel erklärt die Funktionsweise, die rechtlichen Grundlagen und die konkreten finanziellen Vorteile dieser Absicherung.
Das Fundament der Absicherung: Die Funktion der Gewährleistungsbürgschaft verstehen
Eine Gewährleistungsbürgschaft sichert Mängelansprüche nach der Bauabnahme ab. Statt eines Sicherheitseinbehalts von üblicherweise fünf Prozent der Auftragssumme tritt eine Versicherung als Bürge ein. Dies garantiert dem Auftraggeber, dass Mängel auch bei einer Insolvenz des Bauunternehmens behoben werden. Der Auftragnehmer erhält im Gegenzug sofort 100 Prozent seiner Schlussrechnung ausbezahlt. Diese Praxis ist im Baugewerbe, Anlagenbau und bei Handwerksbetrieben etabliert. Die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür finden sich im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) und der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB/B). So wird aus gebundenem Kapital ein aktiver Liquiditätsvorteil. Die Bürgschaftsurkunde wird typischerweise mit der Schlussrechnung an den Auftraggeber übergeben. Dieser Mechanismus schafft für beide Vertragsparteien eine verlässliche Planungsgrundlage.
Liquidität freisetzen: Der direkte finanzielle Vorteil der Bürgschaftsversicherung
Der größte Vorteil der Gewährleistungsbürgschaft liegt in der sofortigen Verbesserung der Liquidität. Anstatt vier oder fünf Jahre auf den Sicherheitseinbehalt zu warten, steht das Geld direkt zur Verfügung. Die Kosten für die Bürgschaft, ein sogenannter Avalzins, liegen oft nur zwischen 0,7 und 2,5 Prozent der Bürgschaftssumme pro Jahr. Ein Rechenbeispiel: Bei einer Auftragssumme von 200.000 Euro beträgt der Einbehalt 10.000 Euro. Die jährlichen Kosten für eine Bürgschaft über diese Summe könnten bei einem Prozent nur 100 Euro betragen. Dieser geringe Betrag setzt die vollen 10.000 Euro für Investitionen oder neue Projekte frei. Eine solide Baufinanzierung wird durch diesen freien Cashflow deutlich erleichtert. Zudem entfällt das Risiko, dass der Auftraggeber seinerseits insolvent wird und den Einbehalt nicht auszahlen kann. Die Bürgschaft ist somit ein strategisches Instrument zur Finanzoptimierung.
Die zwei Regelwerke: Unterschiede zwischen BGB und VOB/B kennen
Die Gewährleistungsfristen und -bedingungen hängen vom zugrundeliegenden Vertragswerk ab. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) und die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB/B) setzen unterschiedliche Standards. Die Wahl des Regelwerks hat direkte Auswirkungen auf die Laufzeit der Bürgschaft. Die VOB/B ist keine gesetzliche Regelung, sondern muss explizit im Bauvertrag vereinbart werden. Für Bauherren ist eine umfassende Bauherrenhaftpflichtversicherung in beiden Szenarien unerlässlich. Hier sind die Kernunterschiede:
Gewährleistungsfrist: Nach BGB haften Sie für Mängel an Bauwerken fünf Jahre, nach VOB/B in der Regel vier Jahre.
Abnahme: Die VOB/B enthält detaillierte Regelungen zur förmlichen Abnahme, die den Beginn der Gewährleistungsfrist exakt definieren.
Mängelrüge: Die VOB/B setzt oft kürzere Fristen für die Mängelrüge durch den Auftraggeber.
Verjährung bei Nachbesserung: Nach VOB/B beginnt für nachgebesserte Teile eine neue Verjährungsfrist von zwei Jahren.
Diese Unterschiede bestimmen die erforderliche Laufzeit und damit auch die Kosten Ihrer Gewährleistungsbürgschaft.
Kostenfaktoren analysieren: Die passende Bürgschaftsversicherung auswählen
Die Kosten einer Gewährleistungsbürgschaft variieren je nach Anbieter und Bonität des Unternehmens. Versicherungen sind oft eine günstigere Alternative zu Bankbürgschaften, die bis zu fünf Prozent kosten können. Ein Versicherer berechnet meist zwischen 0,75 und zwei Prozent der Bürgschaftssumme als Jahresprämie. Die Bonität Ihres Unternehmens ist der entscheidende Hebel für günstige Konditionen. Ein Unternehmen mit soliden Finanzen zahlt oft weniger als ein Prozent. Eine gute Absicherung für Ihr Haus & Wohnen Projekt beginnt mit der Auswahl des richtigen Partners. Beachten Sie bei der Auswahl folgende Schritte:
Angebote vergleichen: Holen Sie mindestens drei Angebote von spezialisierten Kautionsversicherern ein.
Rahmenvertrag prüfen: Ein Bürgschaftsrahmen für mehrere Projekte ist oft günstiger als viele Einzelbürgschaften.
Bedingungen lesen: Achten Sie auf den Verzicht der „Einrede der Vorausklage“. Damit kann der Bürge direkt in Anspruch genommen werden.
Bonitätsprüfung vorbereiten: Halten Sie aktuelle betriebswirtschaftliche Auswertungen (BWA) bereit, um Ihre gute Finanzlage zu belegen.
Eine sorgfältige Auswahl senkt die jährlichen Kosten und sichert die Akzeptanz der Bürgschaft beim Auftraggeber.
Der Ernstfall: Korrekte Abwicklung bei auftretenden Mängeln
Tritt innerhalb der Gewährleistungsfrist ein Mangel auf, muss der Auftraggeber diesen zunächst beim Bauunternehmen rügen. Er muss eine angemessene Frist zur Beseitigung des Mangels setzen. Kommt der Auftragnehmer dieser Pflicht nicht nach, beispielsweise wegen Zahlungsunfähigkeit, kann der Auftraggeber die Bürgschaft in Anspruch nehmen. Der Versicherer prüft den Fall und zahlt die vereinbarte Summe an den Auftraggeber aus. Mit diesem Geld kann der Auftraggeber ein anderes Unternehmen mit der Mängelbeseitigung beauftragen. Der Versicherer wird die ausgezahlte Summe anschließend vom ursprünglichen Auftragnehmer zurückfordern. Eine Rohbau-Feuerversicherung schützt parallel vor unvorhergesehenen Ereignissen in der Bauphase. Die klare Trennung der Verantwortlichkeiten sorgt für eine strukturierte Abwicklung. Jetzt individuelle Risikoanalyse anfordern: Lassen Sie Ihre Versicherungssituation kostenfrei prüfen und erhalten Sie konkrete Optimierungsvorschläge.
More useful links
Das Statistische Bundesamt (Destatis) stellt auf dieser Seite Tabellen und Daten zum Baugewerbe bereit.
Der Bundesanzeiger bietet hier eine offizielle Veröffentlichung.
Die Bundesbank veröffentlicht auf dieser Seite Statistiken zu Zinssätzen für Wohnungsbaukredite an private Haushalte in Deutschland.
Gesetze im Internet bietet Zugang zum Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB).
Das Bundeswirtschaftsministerium stellt eine Übersicht und Rechtsgrundlagen zur Vergabe von Aufträgen bereit.
Der VDB (Verband Deutscher Bürgschaftsbanken) bietet auf seiner Webseite Informationen zum Thema Bürgschaften.
FAQ
Was ist eine Gewährleistungsbürgschaft für ein Bauprojekt in Deutschland?
Es ist die Garantie einer Versicherung oder Bank, für Mängel an einem Bauwerk aufzukommen, die nach der Abnahme auftreten. Sie ersetzt den üblichen Sicherheitseinbehalt von rund fünf Prozent der Auftragssumme, den der Auftraggeber sonst bis zum Ende der Gewährleistungsfrist einbehalten würde.
Welche Vorteile bietet die Bürgschaft dem Bauunternehmer?
Der Hauptvorteil ist die sofortige Auszahlung der vollen Auftragssumme. Dies verbessert die Liquidität und den Cashflow erheblich. Zudem entfällt das Risiko, dass der Auftraggeber den Sicherheitseinbehalt aufgrund eigener Insolvenz nicht zurückzahlen kann.
Was ist der Unterschied zwischen einer Bürgschaft nach BGB und VOB/B?
Der wesentliche Unterschied liegt in der Dauer der Gewährleistungsfrist. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) beträgt sie für Bauwerke fünf Jahre. Wird die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB/B) vertraglich vereinbart, verkürzt sich die Frist meist auf vier Jahre.
Kann ein Auftraggeber eine Gewährleistungsbürgschaft ablehnen?
Ja, wenn die Bürgschaft nicht den vertraglichen Vereinbarungen entspricht oder der Bürge (die Versicherung) nicht ausreichend kreditwürdig erscheint. Daher ist es wichtig, einen etablierten und finanzstarken Versicherer als Partner zu wählen.
Was bedeutet „Bürgschaft auf erstes Anfordern“?
Diese Klausel bedeutet, dass der Bürge auf bloße Anforderung des Auftraggebers zahlen muss, ohne die Rechtmäßigkeit des Anspruchs im Detail zu prüfen. Für den Auftragnehmer ist dies sehr riskant und sollte möglichst vermieden werden.
Wie beende ich eine Gewährleistungsbürgschaft?
Die Bürgschaft endet automatisch mit dem Ablauf der Gewährleistungsfrist. Um die Prämienzahlungen zu stoppen, muss die Original-Bürgschaftsurkunde an den Versicherer zurückgegeben werden. Fordern Sie diese aktiv von Ihrem Auftraggeber zurück.








