Versicherungsschutz für den Pferdetransport im Anhänger: Ein Leitfaden
28.09.2025
Katrin Straub
Geschäftsführerin bei nextsure
Der Weg zum Turnier oder in die Klinik birgt finanzielle Risiken, die viele Reiter unterschätzen. Ein unachtsamer Moment kann Schäden in Höhe von mehreren zehntausend Euro verursachen. Verstehen Sie in nur sieben Minuten, wie die Kfz-Haftpflicht, Pferdehalterhaftpflicht und spezielle Transportversicherungen ineinandergreifen.
Das Thema kurz und kompakt
Für die Zulassung eines Pferdeanhängers ist in der Praxis fast immer eine eigene Anhänger-Haftpflichtversicherung erforderlich, auch bei privater Nutzung.
Schäden, die das Pferd am Anhänger verursacht, werden nur von einer Pferdehalterhaftpflicht mit dem Zusatzbaustein für Mietsachschäden übernommen.
Verletzungen des Pferdes während des Transports sind weder durch die Kfz- noch durch die Halterhaftpflicht gedeckt; hierfür ist eine spezielle Pferdetransportversicherung notwendig.
Ein Pferd zu transportieren, ist für viele Reiter Routine – doch der Versicherungsschutz für den Pferdetransport im Anhänger ist alles andere als alltäglich. Die Fahrt zum nächsten Turnier, zum Tierarzt oder in ein neues Zuhause involviert mindestens drei verschiedene Versicherungsbereiche. Schäden am eigenen oder fremden Eigentum können schnell Kosten von über 15.000 Euro erreichen. Dieser Artikel erklärt Ihnen die gesetzlichen Pflichten und optionalen Absicherungen. Wir zeigen Ihnen anhand von Praxisbeispielen, welche Police in welchem Schadensfall greift und wie Sie mit der richtigen Kombination aus Kfz-, Anhänger- und Tierhalterhaftpflicht für lückenlosen Schutz sorgen.
Das Fundament: Die richtige Versicherung für Zugfahrzeug und Anhänger
Die Basis für jeden Transport bildet die Haftpflichtversicherung des Zugfahrzeugs. Diese deckt Schäden ab, die durch das Gespann im fließenden Verkehr verursacht werden, beispielsweise bei einem Auffahrunfall mit Sachschäden von 5.000 Euro. Für den Anhänger selbst gelten jedoch besondere Regeln. Obwohl privat genutzte Sportanhänger theoretisch über das Zugfahrzeug mit versichert sind, verlangen Zulassungsstellen fast immer eine eigene elektronische Versicherungsbestätigung (eVB). Eine separate Anhänger-Versicherung ist daher in der Praxis für die Anmeldung unerlässlich. Die Kosten für eine reine Haftpflichtversicherung beginnen oft schon bei unter 50 Euro pro Jahr. Diese Police greift, wenn der abgestellte Anhänger beispielsweise wegrollt und ein anderes Fahrzeug beschädigt. Für neuere Anhänger im Wert von über 10.000 Euro empfiehlt sich zusätzlich eine Teil- oder Vollkaskoversicherung. Die Unterscheidung zwischen privater und gewerblicher Nutzung ist dabei entscheidend für den Versicherungsschutz. Sobald Sie für den Transport eine Gebühr verlangen, wird eine gewerbliche Anhänger-Haftpflicht zur gesetzlichen Pflicht. Die komplexen Regelungen zur Kfz-Versicherung bilden somit nur den ersten Baustein der Absicherung.
Die Tiergefahr: Wenn das Pferd selbst zum Schadenverursacher wird
Ein Pferd bleibt auch im Anhänger unberechenbar und unterliegt der sogenannten Tiergefahr nach § 833 BGB. Schäden, die Ihr Pferd am Anhänger verursacht, sind nicht über die Kfz- oder Anhängerversicherung gedeckt. Ein typischer Fall ist ein Tritt gegen die Trennwand eines geliehenen Anhängers, der einen Schaden von 1.200 Euro verursacht. Hierfür ist eine leistungsstarke Pferdehalterhaftpflichtversicherung zuständig. Achten Sie darauf, dass Mietsachschäden an Transportanhängern explizit im Vertrag eingeschlossen sind. Gute Tarife decken solche Schäden bis zu einer Summe von 50.000 Euro ab, oft sogar ohne Selbstbeteiligung. Ein weiteres Beispiel ist, wenn Ihr Pferd während einer Pause ausbricht und den Lack eines fremden Autos für 2.500 Euro zerkratzt. Ohne eine passende Pferdehaftpflicht müssten Sie diese Kosten vollständig selbst tragen. Die Deckungssumme sollte mindestens zehn Millionen Euro betragen, um auch bei schweren Personenschäden abgesichert zu sein. Diese Police ist somit die direkte Ergänzung zur Fahrzeugversicherung.
Der Schutz des Tieres: Spezielle Policen für Verletzungen während der Fahrt
Weder die Fahrzeug- noch die Halterhaftpflicht kommt für Verletzungen auf, die sich Ihr eigenes Pferd während des Transports zuzieht. Stürzt Ihr Pferd im Anhänger und bricht sich ein Bein, können Operationskosten von über 8.000 Euro entstehen. Für solche Fälle gibt es die Pferdetransportversicherung. Diese leistet bei Verletzung, Nottötung oder Tod des Pferdes infolge eines Transportunfalls. Die Versicherungssumme orientiert sich am Wert des Pferdes, beispielsweise 15.000 Euro. Die Prämie für eine einzelne Fahrt beträgt oft nur einen geringen Prozentsatz des Pferdewertes. Eine solche Police ist eine sinnvolle Ergänzung zur Pferde-OP-Versicherung, die zwar medizinische Eingriffe, aber nicht den Wertverlust des Tieres abdeckt. Ein umfassender Schutz durch eine Pferdekrankenversicherung kann das Risiko weiter minimieren. Die Transportversicherung schließt eine kritische Lücke, die viele Pferdebesitzer erst im Schadensfall bemerken.
Haftungsfragen geklärt: Transport aus Gefälligkeit und fremde Pferde
Wenn Sie das Pferd eines Freundes unentgeltlich transportieren, greift oft ein stillschweigender Haftungsausschluss. Verursachen Sie einen leichten Verkehrsunfall, bei dem das fremde Pferd verletzt wird, haften Sie in der Regel nicht für den Schaden am Tier. Die Kfz-Haftpflichtversicherung schließt Schäden an der „Ladung“ – wozu das Pferd zählt – ohnehin aus. Anders sieht es aus, wenn das fremde Pferd Ihren Anhänger beschädigt. Hier muss die Pferdehalterhaftpflicht des jeweiligen Besitzers für den Schaden aufkommen. Stellen Sie vor jedem Transport sicher, dass der Besitzer des mitfahrenden Pferdes eine gültige Haftpflichtversicherung vorweisen kann. Ein kurzer Check der Police kann Streitigkeiten und Kosten von mehreren tausend Euro verhindern. Für gewerbliche Transporteure gelten strengere Regeln, da hier eine Frachtführerhaftung besteht. Diese rechtlichen Feinheiten zeigen, wie wichtig klare Absprachen sind.
Risikoanalyse: So finden Sie den passenden Versicherungsschutz
Der richtige Versicherungsschutz für den Pferdetransport im Anhänger ist keine Standardlösung. Er hängt von mehreren Faktoren ab, wie dem Wert Ihres Pferdes, der Häufigkeit der Transporte und dem Wert des Anhängers. Ein Turnierpferd im Wert von 25.000 Euro erfordert eine andere Absicherung als ein Freizeitpferd. Analysieren Sie Ihr persönliches Risiko: Fahren Sie nur zwei Mal im Jahr zum Tierarzt oder wöchentlich auf Turniere, auch ins Ausland? Leihen Sie sich häufig Anhänger oder besitzen Sie ein eigenes, teures Modell? Eine genaue Bedarfsanalyse hilft, Über- oder Unterversicherung zu vermeiden und kann bis zu 30 Prozent der jährlichen Kosten einsparen. Wir von nextsure unterstützen Sie dabei, die einzelnen Bausteine – von der Pferdehaftpflicht bis zur Kaskoversicherung – zu einem sinnvollen Gesamtpaket zu kombinieren. Jetzt individuelle Risikoanalyse anfordern: Lassen Sie Ihre Versicherungssituation kostenfrei prüfen und erhalten Sie konkrete Optimierungsvorschläge.
Weitere nützliche Links
Auf der Plattform Gesetze im Internet finden Sie die Tierschutztransportverordnung (TierSchTrV) von 2009, die die gesetzliche Grundlage für Tiertransporte in Deutschland bildet.
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) bietet umfassende Informationen und Richtlinien zum sicheren und tierschutzgerechten Pferdetransport.
Auf der Webseite der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) finden Sie aktuelle Zahlen und Fakten zur Pferdehaltung in Deutschland.
Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) stellt ein detailliertes Handbuch zu Tiertransporten zur Verfügung, das wichtige Informationen und Richtlinien enthält.
FAQ
Benötige ich für den privaten Pferdetransport eine spezielle Versicherung?
Ja, mindestens drei Versicherungen sind relevant: die Kfz-Haftpflicht für das Zugfahrzeug, eine eigene Haftpflicht für den Anhänger (für die Zulassung praktisch immer erforderlich) und eine Pferdehalterhaftpflicht. Eine Pferdetransportversicherung für das Tier selbst ist optional, aber sehr zu empfehlen.
Was deckt die Pferdehalterhaftpflicht beim Transport ab?
Sie deckt Schäden, die Ihr Pferd an Dritten verursacht. Das schließt Schäden am (geliehenen) Anhänger, an anderen Pferden oder an fremdem Eigentum ein, wenn Ihr Pferd beispielsweise ausbricht. Prüfen Sie Ihre Police auf den Einschluss von Mietsachschäden.
Ist mein Pferd auch im Ausland versichert?
Der Versicherungsschutz der Kfz- und Anhängerversicherung gilt in der Regel europaweit (grüne Karte beachten). Bei der Pferdehalter- und Transportversicherung müssen Sie die Vertragsbedingungen prüfen, ob der Geltungsbereich auf bestimmte Länder beschränkt ist.
Was ist der Unterschied zwischen einer Pferde-OP-Versicherung und einer Transportversicherung?
Die Transportversicherung leistet speziell für Unfälle, die während der Fahrt, des Ver- oder Entladens passieren. Sie deckt Verletzung, Tod oder Nottötung ab. Die Pferde-OP-Versicherung übernimmt die Kosten für Operationen, unabhängig von der Ursache, also auch bei Krankheit oder einem Unfall auf der Weide.
Wie teuer ist eine Versicherung für einen Pferdeanhänger?
Eine reine Haftpflichtversicherung für einen Pferdeanhänger ist oft schon für unter 50 Euro im Jahr erhältlich. Eine Teilkaskoversicherung mit einer Selbstbeteiligung von 150 Euro kostet je nach Wert des Anhängers zwischen 80 und 200 Euro jährlich.
Deckt die Vollkasko des Zugfahrzeugs Schäden am Anhänger?
Nein, die Vollkaskoversicherung des Autos deckt ausschließlich Schäden am Zugfahrzeug selbst. Für Schäden am Anhänger benötigen Sie eine separate Kaskoversicherung für den Anhänger.








