Zweiten Kredit aufnehmen trotz bestehender Finanzierung

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Zweiten Kredit aufnehmen trotz bestehender Finanzierung: Ein Leitfaden

08.06.2025

Katrin Straub

Geschäftsführerin bei nextsure

Ein unerwarteter finanzieller Bedarf trifft auf einen bereits laufenden Kredit. Viele fragen sich, ob ein zweiter Kredit überhaupt möglich ist. Die gute Nachricht: Ja, unter bestimmten Voraussetzungen ist das kein Problem.

Das Thema kurz und kompakt

Ein zweiter Kredit ist bei ausreichender Bonität und positivem Ergebnis der Haushaltsrechnung grundsätzlich möglich.

Eine Umschuldung kann eine sinnvolle Alternative sein, um mehrere Kredite zu bündeln, Zinsen zu sparen und die Bonität zu verbessern.

Stellen Sie bei Kreditvergleichen immer eine SCHUFA-neutrale Konditionsanfrage, um Ihren Score nicht zu gefährden.

Ob eine dringende Autoreparatur, eine unaufschiebbare Renovierung oder eine plötzliche Investitionschance – der Bedarf an zusätzlicher Liquidität kann jederzeit entstehen. Wenn bereits ein Darlehen besteht, scheint die Aufnahme eines zweiten Kredits oft kompliziert. Doch mit der richtigen Vorbereitung und einer transparenten Finanzlage lässt sich auch diese Hürde meistern. Entscheidend sind eine saubere Bonität und eine realistische Einschätzung der eigenen finanziellen Leistungsfähigkeit. Dieser Artikel zeigt Ihnen, worauf Banken achten, wie Sie Ihre Chancen maximieren und wann eine Umschuldung die bessere Alternative sein könnte.

Die Grundlage: Bonität und Haushaltsrechnung als Erfolgsfaktoren

Die Aufnahme eines zweiten Kredits ist grundsätzlich möglich, selbst wenn bereits drei Kredite wie eine Immobilienfinanzierung, ein Autokredit und der Dispo genutzt werden. Entscheidend für die Bank ist Ihre Fähigkeit, die zusätzlichen Raten zuverlässig zu tragen. Die Basis dafür bilden zwei Säulen: Ihre Bonität, oft repräsentiert durch den SCHUFA-Score, und eine detaillierte Haushaltsrechnung. Eine gute Bonität signalisiert der Bank ein geringes Ausfallrisiko, während die Haushaltsrechnung Ihre monatliche finanzielle Belastbarkeit konkret nachweist. Banken sind gesetzlich zur Kreditwürdigkeitsprüfung verpflichtet (§ 505a BGB), um eine Überschuldung des Kunden zu vermeiden. Eine sorgfältige Planung Ihrer Finanzen ist daher der erste Schritt zum Erfolg. Die genaue Prüfung Ihrer finanziellen Situation schützt nicht nur die Bank, sondern auch Sie selbst vor einer untragbaren Schuldenlast.

Bonitätsprüfung: Wie Banken Ihre Kreditwürdigkeit bewerten

Bei der Anfrage für einen zweiten Kredit prüft die Bank Ihre Kreditwürdigkeit noch genauer. Ein zentraler Faktor ist Ihr SCHUFA-Score; ein Wert über 95 Prozent gilt als gut. Die Aufnahme mehrerer Kredite in kurzer Zeit kann diesen Score negativ beeinflussen, da es den Eindruck erwecken könnte, Sie befänden sich in finanziellen Schwierigkeiten. Jede Kreditanfrage wird bei der SCHUFA gespeichert, daher ist es wichtig, eine reine „Anfrage Kreditkonditionen“ zu stellen, die Ihren Score nicht beeinflusst. Eine verbindliche „Anfrage Kredit“ hingegen ist für andere Banken zehn Tage lang sichtbar und kann als negatives Merkmal gewertet werden. Unser Experten-Tipp: Nutzen Sie für Vergleiche ausschließlich SCHUFA-neutrale Konditionsanfragen, um Ihre Bonität zu schützen. Dies ist besonders relevant, wenn Sie Angebote von mehreren Instituten einholen. Ein negativer Eintrag kann Ihre Chancen auf eine Umschuldung bei negativer SCHUFA erheblich schmälern.

Die Haushaltsrechnung: So kalkulieren Sie Ihre finanzielle Belastbarkeit

Die Haushaltsrechnung ist eine simple Gegenüberstellung aller monatlichen Einnahmen und Ausgaben. Banken nutzen sie, um Ihr frei verfügbares Einkommen zu ermitteln. Zu den Einnahmen zählen Nettogehalt, Renten, Kindergeld oder Mieteinnahmen. Bei den Ausgaben setzen Banken oft Pauschalen an, zum Beispiel 800 Euro für die erste Person im Haushalt und 250 Euro für jede weitere. Ein Berechnungsbeispiel für einen 4-Personen-Haushalt könnte so aussehen:

  • Nettoeinkommen: 4.500 Euro

  • Kindergeld (zwei Kinder): 500 Euro

  • Summe Einnahmen: 5.000 Euro

  • Miete: 1.200 Euro

  • Bestehende Kreditrate: 400 Euro

  • Lebenshaltungspauschale: 1.300 Euro

  • Summe Ausgaben: 2.900 Euro

In diesem Fall bliebe ein frei verfügbares Einkommen von 2.100 Euro, aus dem eine weitere Kreditrate bedient werden könnte. Je höher dieser Überschuss, desto wahrscheinlicher ist eine Kreditzusage. Eine lange Kreditlaufzeit kann die monatliche Rate senken und so den Spielraum innerhalb Ihrer Haushaltsrechnung vergrößern.

Strategische Entscheidung: Zweiter Kredit, Aufstockung oder Umschuldung?

Wenn Sie zusätzlichen Finanzbedarf haben, stehen Ihnen drei Wege offen. Die Wahl hängt von Ihrer Situation und den Konditionen Ihres bestehenden Darlehens ab. Ein zweiter, separater Kredit ist oft sinnvoll für kleinere, klar definierte Anschaffungen, wenn Ihr Erstkredit sehr gute Zinsen hat, die Sie nicht aufgeben möchten. Die Alternative ist, den bestehenden Kredit aufzustocken, was jedoch nicht jede Bank anbietet. Die dritte und oft vorteilhafteste Option ist die Umschuldung. Hierbei fassen Sie mehrere Kredite zu einem einzigen zusammen. Dies hat zwei wesentliche Vorteile:

  1. Bessere Übersicht: Sie zahlen nur noch eine Rate an eine Bank und reduzieren den Verwaltungsaufwand.

  2. Verbesserte Bonität: Ein einzelner großer Kredit wird von der SCHUFA oft positiver bewertet als mehrere kleine.

  3. Zinspotenzial: Sie können von aktuell günstigeren Marktzinsen profitieren und Ihre Gesamtkosten senken.

Eine Umschuldung kann auch genutzt werden, um einen teuren Dispokredit abzulösen, dessen Zinsen oft über zehn Prozent liegen. Wägen Sie daher genau ab, ob das Zusammenfassen mehrerer Kredite für Sie die wirtschaftlich sinnvollste Lösung darstellt.

Rechtliche Aspekte und Fallstricke bei der Kreditaufnahme

Die Kreditvergabe in Deutschland unterliegt klaren gesetzlichen Regelungen, die primär dem Schutz der Verbraucher dienen. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) regelt in den §§ 488 ff. die Grundlagen des Darlehensvertrags. Besonders wichtig ist die Pflicht zur Kreditwürdigkeitsprüfung (§ 505a BGB), die Banken vor der Vergabe durchführen müssen. Sollten Sie einen bestehenden Kredit umschulden, kann die alte Bank eine Vorfälligkeitsentschädigung verlangen. Diese Entschädigung für entgangene Zinseinnahmen ist bei Verbraucherkrediten jedoch gesetzlich begrenzt: Sie darf maximal ein Prozent des vorzeitig zurückgezahlten Betrags betragen (bzw. 0,5 Prozent bei einer Restlaufzeit unter einem Jahr). Achten Sie auf unzureichende Angaben im Vertrag zur Laufzeit oder zur Berechnung der Vorfälligkeitsentschädigung, denn dann kann der Anspruch der Bank darauf entfallen. Seien Sie außerdem vorsichtig bei Angeboten für einen Kredit zum Dispoausgleich, die ohne SCHUFA-Prüfung werben, da diese oft mit extrem hohen Zinsen verbunden sind. Jetzt individuelle Risikoanalyse anfordern: Lassen Sie Ihre Versicherungssituation kostenfrei prüfen und erhalten Sie konkrete Optimierungsvorschläge.

FAQ

Welche Voraussetzungen muss ich für einen zweiten Kredit erfüllen?

Sie müssen volljährig sein, einen Wohnsitz in Deutschland haben und über ein regelmäßiges, ausreichend hohes Einkommen verfügen. Ihre SCHUFA-Auskunft sollte keine negativen Einträge aufweisen und Ihre Haushaltsrechnung muss genügend Spielraum für die neue Rate lassen.

Kann ich einen zweiten Kredit auch mit schlechter Bonität bekommen?

Es ist schwierig, aber nicht unmöglich. Die Chancen steigen erheblich, wenn Sie einen zweiten Kreditnehmer mit guter Bonität in den Vertrag aufnehmen. Alternativ gibt es spezialisierte Anbieter, dies ist aber oft mit höheren Zinsen verbunden.

Lohnt sich eine Umschuldung, auch wenn eine Vorfälligkeitsentschädigung anfällt?

Eine Umschuldung lohnt sich, wenn die Zinsersparnis durch den neuen, günstigeren Kredit höher ist als die einmalige Vorfälligkeitsentschädigung. Dies muss im Einzelfall genau durchgerechnet werden.

Wie kann ich meine Chancen auf einen zweiten Kredit aktiv verbessern?

Verbessern Sie Ihre Bonität, indem Sie Rechnungen pünktlich zahlen, unnötige Konten kündigen und einen zweiten Kreditnehmer hinzuziehen. Eine saubere und realistische Haushaltsrechnung ist ebenfalls entscheidend.

Welche Unterlagen benötige ich für den Antrag?

In der Regel benötigen Sie die letzten drei Gehaltsnachweise, Kontoauszüge der letzten Monate, eine Kopie Ihres Arbeitsvertrages und Ihres Personalausweises sowie Informationen zu bestehenden Krediten und finanziellen Verpflichtungen.

Ist ein zweiter Kredit für Selbstständige auch möglich?

Ja, auch Selbstständige können einen zweiten Kredit aufnehmen. Sie müssen ihre finanzielle Stabilität jedoch oft umfangreicher nachweisen, zum Beispiel durch betriebswirtschaftliche Auswertungen (BWA) und Steuerbescheide der letzten zwei bis drei Jahre.

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