Pferdeversicherung: Wie Sie fünfstellige Kosten vermeiden und Ihr Pferd optimal absichern
19.11.2025
Katrin Straub
Geschäftsführerin bei nextsure
Ein Pferd bereichert das Leben, birgt aber auch finanzielle Risiken, die schnell existenzbedrohend werden können. Eine unvorhergesehene Operation oder ein Haftpflichtschaden kann Kosten von über 50.000 Euro verursachen. Dieser Artikel zeigt Ihnen, wie eine durchdachte Pferdeversicherung Sie vor diesen Belastungen schützt.
Das Thema kurz und kompakt
Die Pferdehalterhaftpflicht ist aufgrund der gesetzlichen Gefährdungshaftung nach § 833 BGB die wichtigste Versicherung für jeden Pferdebesitzer.
Eine Pferde-OP-Versicherung schützt vor unvorhersehbaren Operationskosten, die schnell fünfstellige Beträge erreichen können, insbesondere bei Koliken.
Achten Sie bei Kranken- und OP-Versicherungen darauf, dass mindestens der dreifache Satz der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) abgedeckt ist, um Deckungslücken zu vermeiden.
Als Pferdehalter tragen Sie eine große Verantwortung, die über die tägliche Pflege hinausgeht. Die gesetzliche Gefährdungshaftung nach § 833 BGB macht Sie für alle Schäden haftbar, die Ihr Pferd verursacht – selbst ohne Ihr Verschulden. Eine Kolik-Operation kann schnell Kosten von 7.500 Euro bis 35.000 Euro erreichen. Eine solide Pferdeversicherung ist daher kein Luxus, sondern eine finanzielle Notwendigkeit. Wir führen Sie durch die drei wichtigsten Versicherungsbausteine, erklären die Kostenstrukturen und geben Ihnen Experten-Tipps an die Hand, damit Sie die richtige Entscheidung für sich und Ihr Pferd treffen.
Gefährdungshaftung nach § 833 BGB: Das unterschätzte Risiko für Pferdehalter
Viele Pferdebesitzer kennen die emotionale Bindung, aber nur wenige das volle finanzielle Risiko. Nach § 833 des Bürgerlichen Gesetzbuches haften Sie für Schäden, die Ihr Pferd verursacht, unbegrenzt und verschuldensunabhängig. Verursacht Ihr Pferd beispielsweise einen Verkehrsunfall, können die Forderungen für Personenschäden schnell sechsstellige Beträge erreichen. Selbst bei vorbildlicher Sorgfalt haften Sie für das unberechenbare Verhalten des Tieres. Ein aktuelles Urteil des LG Ravensburg bestätigt, dass selbst bei einem Proberitt der Halter haftbar gemacht werden kann. Diese gesetzliche Grundlage macht eine leistungsstarke Pferdehalterhaftpflichtversicherung unverzichtbar, um sich vor existenzbedrohenden Forderungen zu schützen. Ohne diesen Schutz stehen Sie vor einem kaum kalkulierbaren finanziellen Abgrund.
Die drei Säulen der Pferdeversicherung: Ein Kosten-Nutzen-Vergleich
Die Pferdehaftpflichtversicherung als finanzielle Basis
Die Pferdehaftpflicht ist die wichtigste Versicherung für jeden Halter und deckt Personen-, Sach- und Vermögensschäden ab. Eine Deckungssumme von mindestens zehn Millionen Euro ist sinnvoll, da Personenschäden schnell diese Summe übersteigen können. Gute Tarife sichern auch Reitbeteiligungen und Fremdreiter ab, was für über neunzig Prozent der Pferdebesitzer relevant ist. Die Kosten für eine solche Absicherung beginnen bereits bei unter zehn Euro pro Monat. Eine gute Pferdehaftpflicht ist somit die erste Verteidigungslinie.
Die Pferde-OP-Versicherung für den Ernstfall
Tierärztliche Eingriffe sind teuer und oft unaufschiebbar. Eine Kolik-Operation kann beispielsweise Kosten von durchschnittlich 6.000 Euro verursachen, in komplexen Fällen sogar über 50.000 Euro. Eine Pferde-OP-Versicherung übernimmt diese Kosten und schützt Sie vor einer schweren finanziellen Entscheidung. Viele Tarife haben eine Wartezeit von nur fünf bis sieben Tagen für Kolik-Operationen. Diese Versicherung sorgt dafür, dass die bestmögliche medizinische Versorgung Ihres Pferdes nicht an der Finanzierung scheitert.
Die Pferdekrankenversicherung als Rundum-Schutz
Während die OP-Versicherung nur für chirurgische Eingriffe leistet, deckt die Pferdekrankenversicherung auch ambulante Behandlungen ab. Dazu gehören Diagnostik, Medikamente oder alternative Therapien, die sich jährlich auf über 1.000 Euro summieren können. Sie ist eine sinnvolle Ergänzung für Halter, die ein umfassendes Sicherheitsnetz für alle Eventualitäten wünschen. Der Unterschied zwischen OP- und Krankenversicherung liegt im Detail, das im Ernstfall tausende Euro ausmacht.
Kostenanalyse: Was eine gute Pferdeversicherung wirklich kostet
Die Kosten einer Pferdeversicherung hängen stark vom gewählten Umfang und Anbieter ab. Eine solide Pferdehaftpflicht ist bereits ab etwa 110 Euro pro Jahr zu haben. Für eine Pferde-OP-Versicherung sollten Sie mit monatlichen Beiträgen zwischen 25 und 50 Euro rechnen, abhängig von Alter und Rasse des Pferdes. Eine volle Pferdekrankenversicherung beginnt bei etwa 120 Euro monatlich. Eine Selbstbeteiligung von 500 Euro kann die Prämie oft um bis zu zwanzig Prozent senken. Es ist entscheidend, nicht nur auf den Preis, sondern auf das Preis-Leistungs-Verhältnis zu achten. Ein günstiger Tarif, der im Notfall nicht leistet, ist am Ende die teuerste Option.
Vertragsdetails prüfen: Fallstricke und Sparpotenziale aufdecken
Der Teufel steckt im Detail, besonders bei Versicherungspolicen. Achten Sie genau auf die Bedingungen, um im Schadensfall keine bösen Überraschungen zu erleben. Unser Experten-Tipp: Prüfen Sie die Abrechnungsgrenze nach der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT). Viele Tierärzte und Kliniken rechnen bei Notfällen oder am Wochenende bis zum vierfachen Satz ab. Ein Tarif, der nur den zweifachen Satz erstattet, kann eine Deckungslücke von fünfzig Prozent hinterlassen. Folgende Punkte sind entscheidend:
GOT-Satz: Die Versicherung sollte mindestens den dreifachen, besser den vierfachen Satz der GOT abdecken.
Wartezeiten: Üblich sind drei Monate bei Krankheiten, aber oft nur wenige Tage bei Koliken oder Unfällen.
Selbstbeteiligung: Eine feste oder prozentuale Selbstbeteiligung senkt den Beitrag, erhöht aber Ihre Kosten im Schadensfall.
Jahreshöchstleistung: Einige Tarife begrenzen die Erstattung pro Jahr, was bei teuren Behandlungen zum Problem wird.
Ausschlüsse: Prüfen Sie, ob bestimmte Krankheiten, Therapien oder Gelenk-Chip-Operationen ausgeschlossen sind.
Eine genaue Analyse dieser Punkte schützt Sie vor unerwarteten Kosten und sichert die bestmögliche Versorgung Ihres Pferdes.
Risikobewertung: Ihre individuelle Absicherung in drei Schritten
Die richtige Pferdeversicherung ist immer eine individuelle Entscheidung, die auf Ihre Bedürfnisse und die Ihres Pferdes zugeschnitten ist. Eine pauschale Lösung gibt es nicht. Um den optimalen Schutz zu finden, sollten Sie Ihr persönliches Risiko bewerten. Berücksichtigen Sie dabei das Alter, die Rasse, die Nutzung und den Gesundheitszustand Ihres Pferdes. Ein junges Sportpferd hat ein anderes Risikoprofil als ein älteres Beistellpferd. Unsere Experten bei nextsure unterstützen Sie dabei, eine maßgeschneiderte Lösung zu finden, die Ihnen Sicherheit gibt, ohne Ihr Budget zu sprengen. Jetzt individuelle Risikoanalyse anfordern: Lassen Sie Ihre Versicherungssituation kostenfrei prüfen und erhalten Sie konkrete Optimierungsvorschläge.
Weitere nützliche Links
Deutsche Reiterliche Vereinigung bietet Zahlen und Fakten rund um die Deutsche Reiterliche Vereinigung und den Pferdesport in Deutschland.
Bundestierärztekammer informiert über die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT).
Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V. stellt ein PDF-Dokument zur Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) von 2022 bereit.
Statista bietet eine Statistik über den Pferdebesitz in Deutschland.
Vetline präsentiert einen Artikel über die Herausforderungen und Belastungen in der Pferdehaltung.
Rentenbank bietet einen Leitfaden zum Risikomanagement im Pferdebetrieb.
Deutscher Tierschutzbund stellt eine Broschüre zur Pferdehaltung bereit.
Gesetze im Internet bietet den Gesetzestext der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) von 2022.
FAQ
Welche Pferdeversicherung ist die wichtigste?
Die absolut wichtigste Versicherung ist die Pferdehalterhaftpflicht. Sie schützt Sie vor den finanziellen Folgen von Schäden, die Ihr Pferd an Dritten verursacht, für die Sie nach § 833 BGB unbegrenzt haften.
Sind Reitbeteiligungen in der Pferdehaftpflicht mitversichert?
In den meisten modernen Tarifen sind Reitbeteiligungen und Fremdreiter mitversichert. Sie sollten dies jedoch explizit in den Vertragsbedingungen prüfen, um sicherzugehen.
Ab wann leistet eine Pferde-OP-Versicherung?
Die meisten Versicherungen haben eine allgemeine Wartezeit von drei Monaten. Für Notfälle wie Kolik-Operationen oder Unfälle gelten oft verkürzte Wartezeiten von nur wenigen Tagen, beispielsweise fünf oder sieben Tage.
Kann ich mein altes Pferd noch versichern?
Ja, viele Anbieter versichern auch ältere Pferde, oft jedoch mit höheren Beiträgen oder bestimmten Ausschlüssen. Es ist ratsam, ein Pferd so früh wie möglich zu versichern, da dann die Beiträge niedriger sind und keine Vorerkrankungen bestehen.
Was passiert, wenn mein Tierarzt mehr als den versicherten GOT-Satz abrechnet?
Wenn Ihr Tarif beispielsweise nur den zweifachen GOT-Satz abdeckt, der Tierarzt aber den dreifachen Satz abrechnet, müssen Sie die Differenz aus eigener Tasche bezahlen. Daher ist eine hohe GOT-Abdeckung so wichtig.
Wie kann ich bei der Pferdeversicherung sparen?
Sie können durch die Wahl einer Selbstbeteiligung die monatlichen Beiträge senken. Zudem lohnt sich ein Vergleich verschiedener Anbieter, da die Preise und Leistungen stark variieren. Eine jährliche Zahlweise ist oft günstiger als eine monatliche.








