Vorsorge & Vermögen
Berufsunfähigkeitsversicherung
wer zahlt bei berufsunfähigkeit
Berufsunfähigkeit: Wer übernimmt die Kosten, wenn das Einkommen wegfällt?
Jeder vierte Erwerbstätige in Deutschland wird im Laufe seines Lebens berufsunfähig. Wenn das Einkommen plötzlich fehlt, stellt sich die drängende Frage: Wer zahlt bei Berufsunfähigkeit? Dieser Artikel beleuchtet Ihre Optionen und zeigt, wie Sie finanzielle Engpässe vermeiden.
Das Thema kurz und kompakt
Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente allein reicht bei Berufsunfähigkeit meist nicht aus, um den Lebensstandard zu halten; eine private Berufsunfähigkeitsversicherung ist daher essenziell.
Eine private BU zahlt eine vereinbarte Rente, wenn der zuletzt ausgeübte Beruf zu mindestens fünfzig Prozent nicht mehr ausgeübt werden kann – oft schon ab sechs Monaten prognostizierter Dauer.
Die steuerliche Behandlung von BU-Beiträgen und -Renten hängt von der Vorsorgeschicht ab; wahrheitsgemäße Gesundheitsangaben sind entscheidend für den Leistungsanspruch.
Finanzielle Sicherheit bei Berufsunfähigkeit: Die wichtigsten Fakten
Bei Berufsunfähigkeit springt nicht automatisch eine einzelne Stelle ein. Die gesetzliche Rentenversicherung leistet unter bestimmten Voraussetzungen eine Erwerbsminderungsrente. Diese ist oft deutlich geringer als das vorherige Einkommen. Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zahlt eine vereinbarte Rente, wenn Sie Ihren Beruf zu mindestens fünfzig Prozent nicht mehr ausüben können. Die Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber endet nach sechs Wochen; danach zahlt die Krankenkasse maximal 78 Wochen Krankengeld. Viele unterschätzen die Versorgungslücke nach Auslaufen des Krankengeldes. Eine frühzeitige private Absicherung ist daher für die meisten Erwerbstätigen essenziell. Dieser Abschnitt gibt Ihnen einen schnellen Überblick über die Kernpunkte.
Staatliche Leistungen verstehen: Die Erwerbsminderungsrente im Detail
Die gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente wurde für nach dem ersten Januar 1961 Geborene abgeschafft und durch die Erwerbsminderungsrente ersetzt. Um die volle Erwerbsminderungsrente zu erhalten, darf man weniger als drei Stunden täglich irgendeiner Arbeit nachgehen können. Bei einer Leistungsfähigkeit von drei bis unter sechs Stunden täglich gibt es die halbe Erwerbsminderungsrente. Wer sechs Stunden oder mehr arbeiten kann, erhält keine Leistung. Eine Wartezeit von fünf Versicherungsjahren und drei Beitragsjahren in den letzten fünf Jahren vor Eintritt der Minderung ist meist Voraussetzung. Die durchschnittliche volle Erwerbsminderungsrente lag 2021 bei etwa 900 Euro. Die staatliche Erwerbsminderungsrente allein reicht selten zur Deckung des Lebensstandards. Für eine Abgrenzung zur Berufsunfähigkeit ist das Verständnis dieser Details wichtig. Die Prüfung der Ansprüche kann komplex sein.
Private Berufsunfähigkeitsversicherung: Ihr individueller Schutzschild
Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) leistet, wenn Sie Ihren zuletzt ausgeübten Beruf aus gesundheitlichen Gründen für voraussichtlich mindestens sechs Monate zu fünfzig Prozent oder mehr nicht mehr ausüben können. Die Höhe der Rente vereinbaren Sie individuell bei Vertragsabschluss. Experten empfehlen oft siebzig bis achtzig Prozent des Nettoeinkommens. Die Antragsstellung erfordert detaillierte Gesundheitsfragen und medizinische Nachweise. Wahrheitsgemäße Angaben bei den Gesundheitsfragen sind entscheidend für die spätere Leistung. Eine private BU-Versicherung ist eine wichtige Säule Ihrer Vorsorge. Achten Sie auf Vertragsbedingungen wie den Verzicht auf abstrakte Verweisung. Die Leistungsdauer sollte idealerweise bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter reichen.
Wichtige Aspekte bei der Auswahl einer BU sind:
Verzicht auf abstrakte Verweisung: Die Versicherung darf Sie nicht auf einen anderen Beruf verweisen, den Sie theoretisch noch ausüben könnten.
Prognosezeitraum: Üblich sind sechs Monate für die voraussichtliche Dauer der Berufsunfähigkeit.
Nachversicherungsgarantien: Möglichkeiten, die Rente ohne erneute Gesundheitsprüfung zu erhöhen, beispielsweise bei Gehaltserhöhungen oder Heirat.
Leistungsdynamik: Eine vereinbarte jährliche Steigerung der Rente im Leistungsfall, um die Inflation auszugleichen.
Beitragsdynamik: Eine jährliche Erhöhung der Beiträge und der versicherten Rente vor Eintritt der Berufsunfähigkeit.
Diese Kriterien helfen, eine leistungsstarke Police zu finden. Der nächste Abschnitt beleuchtet, was passiert, wenn keine private Vorsorge getroffen wurde.
Ohne private BU: Was passiert bei Berufsunfähigkeit?
Wer berufsunfähig wird und keine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hat, ist auf staatliche Hilfen angewiesen. Zunächst zahlt der Arbeitgeber bis zu sechs Wochen Lohn fort. Danach springt die Krankenkasse mit Krankengeld ein, das siebzig Prozent des Bruttoeinkommens (maximal neunzig Prozent des Nettoeinkommens) beträgt und für maximal 78 Wochen gezahlt wird. Nach Auslaufen des Krankengeldes bleibt oft nur die Beantragung der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente. Die Hürden für die Erwerbsminderungsrente sind hoch und die Leistungen meist gering. Für junge Menschen, die die Wartezeit von fünf Jahren noch nicht erfüllt haben, entfällt dieser Anspruch oft komplett. Eine Situation ohne BU-Schutz kann schnell zu finanziellen Notlagen führen. Es ist wichtig, die Konsequenzen zu kennen.
Handlungsempfehlungen: So sichern Sie sich optimal ab
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sollte so früh wie möglich abgeschlossen werden, idealerweise schon während Ausbildung oder Studium, da die Beiträge dann oft günstiger sind. Achten Sie auf eine ausreichende Rentenhöhe, die Ihren Lebensstandard sichert – mindestens siebzig Prozent des Nettoeinkommens sind ein guter Richtwert. Vergleichen Sie Angebote sorgfältig und achten Sie auf wichtige Vertragsklauseln wie den Verzicht auf abstrakte Verweisung und Nachversicherungsgarantien. Eine ehrliche und vollständige Beantwortung der Gesundheitsfragen ist das A und O für späteren Leistungsanspruch. Holen Sie ärztliche Auskünfte ein, um nichts zu übersehen. Denken Sie auch über eine Kombination mit Krankentagegeld nach, um die ersten 78 Wochen abzudecken. Die richtige Strategie ist entscheidend für Ihre finanzielle Zukunft.
Ihr nächster Schritt zur finanziellen Sicherheit
Die Auseinandersetzung mit dem Thema Berufsunfähigkeit ist komplex, aber unerlässlich für Ihre finanzielle Stabilität. Sie haben nun einen Überblick über die verschiedenen Leistungszahler und die Wichtigkeit privater Vorsorge erhalten. Der Abschluss einer passenden Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine der wichtigsten finanziellen Entscheidungen. Zögern Sie nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um die für Ihre individuelle Situation beste Lösung zu finden. Wir bei nextsure unterstützen Sie gerne dabei, Ihre Arbeitskraft optimal abzusichern und Versorgungslücken zu schließen.
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Weitere nützliche Links
Die Deutsche Rentenversicherung bietet umfassende Statistiken und Berichte zur Entwicklung der Erwerbsminderungsrenten.
Destatis, das Statistische Bundesamt, stellt detaillierte Informationen zur Sozialhilfe in Deutschland bereit.
Destatis veröffentlicht Pressemitteilungen mit aktuellen statistischen Daten zu verschiedenen Themen.
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) bietet eine informative Broschüre zur Erwerbsminderungsrente.
Die Deutsche Rentenversicherung informiert über Reha-Leistungen und deren Entwicklung in Zahlen.
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) liefert Zahlen, Daten und Fakten zu den Kosten der Arbeitsunfähigkeit.
Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erläutert die Leistungen und die Finanzierung der Rentenversicherung.
FAQ
Wer zahlt, wenn ich berufsunfähig werde?
Bei Berufsunfähigkeit können verschiedene Stellen zahlen: Zunächst der Arbeitgeber (Lohnfortzahlung bis sechs Wochen), dann die Krankenkasse (Krankengeld bis 78 Wochen). Langfristig kann die gesetzliche Rentenversicherung eine Erwerbsminderungsrente zahlen oder, falls vorhanden, Ihre private Berufsunfähigkeitsversicherung eine Berufsunfähigkeitsrente.
Zahlt der Staat immer bei Berufsunfähigkeit?
Nein, der Staat zahlt nicht automatisch. Für nach 1961 Geborene gibt es keine gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente mehr, sondern nur die Erwerbsminderungsrente. Diese ist an strenge Voraussetzungen geknüpft (z.B. weniger als drei Stunden tägliche Arbeitsfähigkeit für volle Rente) und erfordert eine Mindestversicherungszeit.
Muss ich Steuern auf meine Berufsunfähigkeitsrente zahlen?
Ja, Berufsunfähigkeitsrenten sind grundsätzlich steuerpflichtig. Bei privaten BU-Renten (Schicht drei) wird nur der geringe Ertragsanteil besteuert, was oft zu keiner oder geringer Steuerlast führt. Bei BU-Renten aus Rürup-Verträgen (Schicht eins) oder betrieblicher Altersversorgung (Schicht zwei) ist die Rente (nahezu) voll steuerpflichtig.
Was ist wichtiger: staatliche oder private Absicherung?
Die staatliche Erwerbsminderungsrente bietet oft nur einen Grundschutz. Für die Aufrechterhaltung des Lebensstandards ist eine private Berufsunfähigkeitsversicherung für die meisten Erwerbstätigen unerlässlich, da sie eine individuell vereinbarte Rente zahlt, die auf den zuletzt ausgeübten Beruf abstellt.
Was bedeutet "abstrakte Verweisung" bei der BU?
Abstrakte Verweisung bedeutet, dass der Versicherer die Leistung verweigern könnte, wenn Sie theoretisch noch einen anderen Beruf ausüben könnten, der Ihrer Ausbildung und Erfahrung entspricht – auch wenn Sie keine konkrete Stelle finden. Gute BU-Verträge verzichten auf diese Klausel.
Wie lange bekomme ich eine Berufsunfähigkeitsrente?
Die private Berufsunfähigkeitsrente wird so lange gezahlt, wie die Berufsunfähigkeit andauert, maximal jedoch bis zum vertraglich vereinbarten Endalter (idealerweise Renteneintrittsalter). Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente wird ebenfalls bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze gezahlt, sofern die Voraussetzungen weiterhin bestehen.