Kredit für die Gründung eines kleinen Handwerksbetriebs sichern: Ein praxisnaher Leitfaden
14.07.2025
Katrin Straub
Geschäftsführerin bei nextsure
Der Traum vom eigenen Handwerksbetrieb ist greifbar, doch die Finanzierung stellt die erste große Hürde dar. Viele Gründer scheitern an unzureichender Vorbereitung und unklaren Finanzierungsanträgen. Dieser Leitfaden zeigt Ihnen, wie Sie systematisch vorgehen, um den notwendigen Kredit für die Gründung Ihres kleinen Handwerksbetriebs zu sichern.
Das Thema kurz und kompakt
Ein detaillierter Businessplan mit einem soliden Finanzteil ist die Grundvoraussetzung für jede Kreditanfrage bei Banken.
Nutzen Sie öffentliche Förderprogramme wie den KfW-Gründerkredit, um zinsgünstige Darlehen mit Haftungsfreistellung zu erhalten.
Eine Eigenkapitalquote von über 20 Prozent und die Absicherung durch eine Bürgschaftsbank erhöhen die Kreditchancen erheblich.
Die Gründung eines eigenen Handwerksbetriebs ist für viele der nächste Karriereschritt und verspricht unternehmerische Freiheit. Doch bevor die erste Maschine läuft oder das erste Werkzeug zum Einsatz kommt, steht die Kapitalbeschaffung an. Ein solider Finanzierungsplan ist das Fundament jedes erfolgreichen Starts. Er entscheidet nicht nur über die Kreditzusage, sondern auch über die Stabilität Ihres Unternehmens in den ersten kritischen Jahren. Wir führen Sie durch die entscheidenden Phasen: von der Erstellung eines überzeugenden Businessplans über die Auswahl der richtigen Förderprogramme bis hin zur optimalen Vorbereitung auf das entscheidende Bankgespräch. So wird aus Ihrer Geschäftsidee eine finanzierbare Realität.
Fundament legen: Der Businessplan als Schlüssel zur Finanzierung
Ein Businessplan ist mehr als eine reine Formalität für die Bank. Er ist Ihre strategische Roadmap für die ersten drei Jahre und belegt die Wirtschaftlichkeit Ihrer Idee. Banken prüfen Ihren Geschäftsplan, um Ihr unternehmerisches Konzept und Ihre Qualifikationen zu bewerten. Ein vollständiger Plan enthält immer einen Textteil und einen detaillierten Finanzplan.
Im Textteil beschreiben Sie Ihre Geschäftsidee, analysieren den lokalen Markt und Ihre Wettbewerber. Definieren Sie klar Ihre Zielgruppe – ob Privat- oder Geschäftskunden – und Ihre Preisstrategie. Eine gründliche SWOT-Analyse (Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken) zeigt Kapitalgebern, dass Sie Ihr Umfeld realistisch einschätzen.
Der Finanzplan ist das Herzstück und umfasst mehrere Teile:
Kapitalbedarfsplan: Listet alle Gründungs- und Anlaufkosten auf, von der Werkstattausrüstung bis zu den Notargebühren.
Finanzierungsplan: Zeigt auf, wie der Kapitalbedarf gedeckt wird (Eigenkapital, Kredite, Fördermittel).
Liquiditätsvorschau: Plant alle erwarteten Ein- und Auszahlungen für die ersten zwölf Monate.
Rentabilitätsvorschau: Prognostiziert die Umsatz- und Gewinnentwicklung für die ersten drei Geschäftsjahre.
Ein überzeugender Businessplan ist die erste Hürde auf dem Weg zum Kredit für Existenzgründer und signalisiert Professionalität. Mit einem klaren Plan können Sie die nächsten Schritte zur Kapitalbeschaffung einleiten.
Finanzierungsoptionen prüfen: Förderkredite gezielt nutzen
Für Gründer im Handwerk gibt es eine Vielzahl öffentlicher Förderprogramme, die den Zugang zu Kapital erleichtern. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist hier eine zentrale Anlaufstelle. Der Antrag für diese Kredite erfolgt nicht direkt, sondern immer über Ihre Hausbank nach dem sogenannten Hausbankprinzip.
Eines der bekanntesten Programme ist der „ERP-Gründerkredit – StartGeld“ (KfW-Programm 067). Dieses Programm richtet sich speziell an Gründer und junge Unternehmen in den ersten fünf Jahren und finanziert bis zu 125.000 Euro. Ein großer Vorteil ist, dass die KfW einen Teil des Kreditrisikos übernimmt, was die Vergabe durch die Hausbank erleichtert.
Weitere relevante Förderungen sind:
ERP-Förderkredit KMU (077): Bietet zinsgünstige Darlehen für Investitionen und Betriebsmittel mit einer Kreditsumme von bis zu 500.000 Euro.
Mikrokredite: Für einen kleineren Kapitalbedarf bis 25.000 Euro bieten Mikrofinanzierungsinstitute eine Alternative, oft mit flexibleren Anforderungen als klassische Banken.
Meistergründungsprämie: In einigen Bundesländern erhalten Handwerksmeister einen Zuschuss, der nicht zurückgezahlt werden muss und das Eigenkapital stärkt.
Gründungszuschuss: Empfänger von Arbeitslosengeld I können bei der Agentur für Arbeit einen Zuschuss zur Sicherung des Lebensunterhalts beantragen.
Die richtige Kombination aus einem Gründungskredit für junge Unternehmer und Zuschüssen senkt die finanzielle Belastung erheblich. Als Nächstes müssen Sie die Anforderungen der Banken an Ihr Eigenkapital und Ihre Sicherheiten verstehen.
Eigenkapital und Sicherheiten: Die Basis für das Vertrauen der Banken stärken
Banken fordern für eine Kreditvergabe in der Regel einen Eigenkapitalanteil von mindestens 15 bis 20 Prozent der Gesamtinvestition. Eine solide Eigenkapitalquote von über 30 Prozent gilt als ideal und verbessert Ihr Rating erheblich. Im Jahr 2025 verfügte etwa jeder vierte Handwerksbetrieb über eine solch solide Quote.
Eigenkapital muss nicht nur aus Erspartem bestehen. Auch Sacheinlagen wie Maschinen oder Fahrzeuge, private Darlehen oder eine Beteiligung von Familie und Freunden (Mezzanine-Kapital) zählen dazu. Wichtig ist, dass Sie die Herkunft und Verfügbarkeit dieser Mittel lückenlos nachweisen können.
Fehlen ausreichende Sicherheiten, kann eine Bürgschaftsbank helfen. Diese Institutionen, getragen von Kammern und Verbänden, übernehmen eine Ausfallbürgschaft für bis zu 80 Prozent des Kreditbetrags. Dies minimiert das Risiko für Ihre Hausbank und macht eine Kreditzusage wahrscheinlicher. Der Antrag läuft in der Regel direkt über Ihre Hausbank. Ein Kredit trotz negativer Schufa ist ohne solche zusätzlichen Sicherheiten kaum realisierbar. Mit einem soliden Finanzpolster und abgesicherten Krediten sind Sie für das Bankgespräch gut gerüstet.
Risiken managen: Unverzichtbare Versicherungen für den Start
Ein gesicherter Kredit ist der Startschuss, doch die Absicherung Ihres Betriebs ist ein ebenso wichtiger Baustein. Bereits ein kleiner Fehler kann zu hohen Schadensersatzforderungen führen, die Ihre Existenz gefährden. Eine günstige Betriebshaftpflichtversicherung ist daher die wichtigste Police für jeden Handwerksbetrieb. Sie deckt Personen-, Sach- und daraus resultierende Vermögensschäden ab, die Sie oder Ihre Mitarbeiter bei Dritten verursachen.
Je nach Gewerk und Ausstattung sind weitere Absicherungen entscheidend. Eine Inhaltsversicherung schützt Ihre Werkstatteinrichtung, Waren und Vorräte gegen Schäden durch Feuer, Einbruchdiebstahl oder Leitungswasser. Besonders bei teuren Maschinen, die über einen Kredit für Werkzeugfinanzierung angeschafft wurden, ist dies unerlässlich.
Fällt der Betrieb durch einen Sachschaden aus, laufen die Fixkosten weiter. Eine Betriebsunterbrechungsversicherung fängt diese Kosten auf und ersetzt den entgangenen Gewinn für bis zu zwölf Monate. Denken Sie auch an die Absicherung Ihrer Fahrzeuge, etwa mit einem speziellen Autokredit für einen Transporter, der eine passende Kfz-Versicherung einschließt. Eine umfassende Risikoanalyse stellt sicher, dass Ihr frisch gegründeter Betrieb von Anfang an auf einem sicheren Fundament steht.
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Weitere nützliche Links
Wikipedia bietet einen umfassenden Artikel zum Thema Existenzgründung mit allgemeinen Informationen und Definitionen.
Die Förderdatenbank des Bundes bietet einen umfassenden Überblick über Förderprogramme für Unternehmen und Existenzgründer.
FAQ
Wie lange dauert die Beantragung eines Gründungskredits?
Der Prozess von der Antragstellung bei der Hausbank bis zur Auszahlung kann mehrere Wochen bis wenige Monate dauern. Eine gute Vorbereitung, insbesondere ein vollständiger Businessplan, kann den Prozess erheblich beschleunigen.
Was mache ich, wenn die Hausbank meinen Kreditantrag ablehnt?
Analysieren Sie die Gründe für die Ablehnung. Oft liegt es am Businessplan oder an fehlenden Sicherheiten. Suchen Sie das Gespräch mit einer Gründungsberatung der Handwerkskammer. Alternativen können Mikrokredite oder die direkte Anfrage bei einer Bürgschaftsbank sein.
Welche Rolle spielt die Handwerkskammer bei der Finanzierung?
Die Handwerkskammer ist eine wichtige Anlaufstelle. Sie bietet kostenlose Gründungsberatungen, hilft bei der Erstellung des Businessplans und informiert über passende Förderprogramme und die Voraussetzungen für die Meistergründungsprämie.
Sind Sicherheiten für einen Förderkredit immer notwendig?
Ja, auch bei Förderkrediten verlangt die durchleitende Hausbank bankübliche Sicherheiten. Wenn diese nicht ausreichen, kann eine Bürgschaftsbank einspringen und das Risiko für die Hausbank reduzieren, was die Kreditvergabe ermöglicht.
Kann ich Fördermittel auch nach der Gründung beantragen?
Die meisten Fördermittel müssen vor Beginn des Vorhabens, also vor Vertragsabschlüssen oder Investitionen, beantragt werden. Einige Programme, wie der ERP-Gründerkredit, können jedoch innerhalb der ersten Jahre nach der Gründung genutzt werden.
Welche Versicherungen sind für einen Handwerksbetrieb Pflicht?
Gesetzlich verpflichtend ist nur die Mitgliedschaft in der Berufsgenossenschaft (gesetzliche Unfallversicherung). Eine Betriebshaftpflichtversicherung ist jedoch für jeden Handwerker existenziell wichtig, auch wenn sie nicht gesetzlich vorgeschrieben ist.








